Dieser Artikel wurde am 28. Juli 2014 als Spotlight der Woche vorgestellt. |
Diese Geschichte ist die Fortsetzung von Wieder auf See (Teil 2). |
"Diese verdammte Überfahrt nach Westen. Die Begegnung mit der Wellenpflug war immerhin nicht das einzige Erlebnis, welches meine Leute und ich auf dem Weg nach Neu Herdweiler hatten. Oh, wenn ich dabei an die ... aber egal. Vieleicht nachher. Was? Lordaeron? Aye, ein traumhaftes Land sage ich euch. Nun ja, dass war es einmal. Vor dem Einfall der Geißel, der Seuche und dem ganzen. Gekämpft haben wir um unser Land. Wir haben gekämpft. Und mit unzähligen Leben einen hohen Preis für unseren Widerstand bezahlt ...
V-1. Der Preis für das Leben[]
Die Seuche ist ausgebrochen.
Stratholme brennt.
Lordaeron zerfällt.
Der Scharlachrote Kreuzzug erhebt sich.
Mit einem lauten Poltern öffnen sich die Stadttore von Tyr's Hand. Sie blicken hinaus in eine Welt voller tot, trauer und Zerstörung. Baum oder Pflanzengrün kennt dieses Land nicht mehr. Gebrochen und krank präsentiert sich die Welt der Festungsstadt. Der Himmel ist schon seit Monaten verdunkelt. Kaum ein Sonnenstrahl küsst noch die Hügel Lordaerons.
Die Straßen sind leer und kaum eine lebende Seele wagt es hinaus zu gehen, wohlwissen, dass schlimmere Schrecken sie draußen erwarten, als sie es sich in ihren kühnsten Albträumen vorstellen könnten.
Doch es ist nicht die Angst, welche in Form von unzähligen Augen von Tyr's Hands Pforten aus in die Welt starren. Es ist Zorn. Wut. Hass gegen jehne, welche Lordaeron in das verwandelt haben, was nur als Hölle beschrieben werden kann.
Tausende Füße setzen sich in Bewegung. Eine Armee marschiert. Im schwachen Wind wehen die Banner Lordaerons und des Scharlachroten Kreuzzugs. Zeit für die Vergeltung ist gekommen. Die meisten von ihnen würden zum ersten mal in eine Schlacht ziehen. Bauern, Arbeiter, Künstler und Gelehrte griffen zur Waffe und reihten sich zusammen mit erfahrernen Soldaten und Kämpfer in einen Tross, welcher die Straße von Tyr's Hand verließ. Grundausbildung. Doch für die einfachen Zivilisten musste dies zusammen mit einer Rüstung und einer Waffe in der Hand genügen. Wenn der Kult der Verdammten und ihre untoten Schrecken glaubten, sie hätten dieses Krieg bereits gewonnen, dann würde diese Armee sie eines besseren belehren.
Strategen, Generäle, wenige Aristokraten und Politker standen um einen großen Tisch auf dessen Mitte eine große Karte gebetten worden ist, welche dieses Region Lordaerons's zeigte. Holzfiguren stellten Truppen, Ressourcen und Feind dar. Weiter und weiter entfernen sich mehrere rote Figuren auf einer Straße weg von Tyr's Hand. Ihr weg würde sie nach Corins Kreuzzung bringen. Auf der Karte ruhten mehrere schwarze Figuren auf der Markierung für diese Stadt. Staubablagerungen auf diesen verrieten die Wichtigkeit des Erfolges der tapferen Seelen welche sich weiter und weiter auf ihr Ziel zubewegten.
In der kleinen Kapelle kamen Menschen zusammen. Verletzt oder zu gebrochen um zur Waffe greifen zu können, und beteten gemeinsam für ihre Lieben, welche unter dem Banner ihrer Heimat weiter nach Corins Kreuzzung marschierten.
Aus Gebüschen und dunklen Verschlägen wurde der weiter vorrückende Tross beobachtet. Doch niemand, weder Tier noch eine andere Kreatur wagte es sich dieser immer weiter marschierenden Armee in den Weg zu stellen.
Die Meisten Männer und Frauen dieser Streitmacht wurden aus ihrer Heimat vertrieben. Die Seuche machte sie alle zu Flüchtlingen in der eigenen Heimat. Ein jeder war sich absolut bewusst, der Kult der Verdammten und die Untoten strebten nur nach der Vernichtung allen Lebend. Und es lag an ihnen sie aufzuhalten. Sie würden nicht nur einen Krieg für höhere Herrscher bestreiten, sie würden für sich selbst und das Leben selbst kämpfen.
Der Glauben an das Licht war stark bei jedem Einzelnen. Und sie würden den Zorn des Lichtes in das Herz der Verzweiflung tragen und all jehne büßen lassen, welche für all das verantwortlich waren. Jeden würden sie büßen lassen.
Und dann kam das rote Heer zum stehen. Und blickte auf die verfallenen Mauern und Fassaden einer der größten Verkehrsknoten im Osten Lordaerons. Ruhig, still und friedlich lag die Stadt. Niemand ließ sich davon täuschen.
Zorn, Wut und Rache mischten sich zu einem Schrei aus tausenden Kehlen, als die rote Flut auf Corins Kreuzzung zuraste.
V-2. Corins Kreuzung[]
Gebrüll aus hunderten, vieleicht tausenden Kehlen in der Luft.
Stahl schlägt auf Stahl.
Explosionen unterstreichen die Geräuschkulisse.
Und die Nacht beginnt nun nach Stunden der Schlacht ihre Schwingen über die Kämpfenden auszubreiten.
In der Stadt Corins Kreuzzung herrscht Krieg.
"Pellew, bist du noch da?" "In deinem Kielwasser, Skarrsen." Ein Streich mit dem Langschwert und der Paladin hieb einem Skelett mit einer Hellebarde den Kopf ab. Ein Schuß, und sein Freund von der Fregatte Schwert der Meere, sprengte einem entarteten untoten Geschöpf den Waffenarm samt einer Axt weg. Sein Entermesser erledigte den Rest. Die leergeschossene Pistole warf er zur Seite und griff zur Nächsten, wovon noch drei weitere an seinem Brustgehänge auf ihren Einsatz warteten.
"Hast du diesen Leutnant Melrache irgendwo gesehen?“ Fragte Amlodi. „Vor Stunden das letzte mal. Mittlerweile sollte die zweite Welle vorgestoßen sein, aye?“ „Sollte. Müsste Vielleicht …“ Grade noch rechtzeitig duckte er sich vor einem Schwert schwingendem Knochensack, welche nach seinem Kopf trachtete. Pellew verstand dies grinsend als Einladung und durchtrennte Knochen mit der erst vor wenigen Stunden geschärften Klinge. „ … vielleicht wurde auch zum Rückzug geblasen.“ Darauf schnaubte der Fregattenkapitän. „Kann ich mir nicht vorstellen. Uh, pass auf da hinten!“ Er zeigte auf eine Gruppe schlurfender Ghule, welche sabbernd auf sie zukamen. „Na, dass wird lustig.“ Gab Amlodi als Bemerkung zurück. Er wagte einen Blick auf ihre nahe Umgebung.
Und die Situation hätte schlimmer kaum sein können.
Den Fensterläden und Türen der Stadt erbrachen immer wieder neue Schrecken, welche ihre Heimat nur in Albträumen haben sollten. Ghule, Skelette und Zombies waren die kleinsten Übel im Repertoire des Feindes. Doch Übel bleibt Übel: Weder kannten sie Angst, Furcht, Anstrengung oder Schmerzen. Doch sie waren langsam, unkreativ und kaum gerüstet.
Ein unmenschliches Gebrüll eine Straße weiter ließ Amlodi herrum fahren. Ja, dort zeigte sich der wahre Wahnsinn. Untote Abscheulichkeit, Wesen, die aussehen, als hätte man mehrere Männer zusammengenäht. Freihängende Organe, lose Hautfetzen und herrauslaufender Eiter raubten jedem Streiter die Kampfeslust.
Es war Grotesk.
"Scheiße aber auch, es wird nicht weniger." Sagte sein Freund, welcher sich zu ihm gesellte und sich über die Nase wischte, während er ebenso die Alpträume beäugte. Er zog den Hahn seienr Pistole zurück und richtete sie auf die näher kommende Ghule. "Das ist ein Himmelfahrtskommando" Merkte dieser an, als der Feuerstein über die Batterie kratzte und Funken das Pulvergemsich entzünden ließen. Das große Kaliber und die Kugeln sind für den Kampf gegen Untoten geschaffen worden. Soweit das möglich war. Gut gezielt schaffte es ein gut platzierter Schuß einzelne Gliedmaßen abzuschießen.
Oder einen dünnen Hals von der Last seines Kopfes befreien.
Pellew schoß dem vordersten Ghul das linke Schienbein weg, einen gelben Knochen mit einigen Hautfetzen daran. Dieser fiel reißte zwei weitere zu Boden. "Wir können das nicht den ganzen Tag machen!" Sprach Amlodi und stellte sich mit dem Schild vorran vor seinen Freund, welcher im begriff war seine Waffe nachzuladen. "Wem sagst du das." Gab dieser zurück.
"Haben der Herr vieleicht einen anderen Vorschlag?" Der erste Ghul erreichte das Zweiergespannt und landete keine zwei Sekunden später mit aufgeschlitztem Bauch im Dreck. Der Zweite und Dritte kamen auf sie zu. Wieder kracht ein Schuß hinter Amlodi und sprengte den Kopf von Nummer drei, während er mit einem Hieb seines Schildes den Zweiter erst zu Boden stieß um ihm dann den Schädel abzuschlagen.
"RUNTER!" Ertönte es hinter ihnen aus befehlsgewohnten Kehlen. Die beiden Seemänner ließen sich zu Boden fallen während hinter ihnen eine Hölle aus Pulver und Eisen entfesselt wurde, welche die restlichen Ghule wortwörtlich zerfetzten. Männer und Frauen in Rüstungen mit Schild, Lanze und Schwert stürmten an ihnen vorbei und stürzten sich in Gefechte mit weiteren Auferstandenen.
Eine weitere Explosion ließ die beiden herrumfahren. Und ließ sie nahezu zeitgleich zur Seite springen. Und hätte sie nicht die Explosion eines Pulverfasses, der auf dem Hügel vor der Stadt positionierten Artillerie, 'gewarnt', so würden sie jetzt an einem überdimensionierten Fleischerhaken hängen, zusammen mit einem Ordensbruder, welcher nicht solches Glück hatte.
Der Besitzer des Hakens brüllte enttäuscht und suchte mit seinem hervorstehenden, blutunterlaufenenden Augen nach seinen beiden Opfern.
Ein Schuß seitlich vom ihm erregte seine Aufmerksamkeit. Ein leichtes Drücken ließ ihn seinen Kopf senken. Ein kleines Loch hatte sich in seinen aufgedunsenen Leib gefressen. Weder war es tief noch gefährlich.
Allenfalls störend wie eine stechende Mücke. Die Monstrosität lachte glucksend.
V-3. Stadt der Verdammten[]
In der Bucht von Tyr's Hand setzt das Schiff Siegreich Maid seine Segel. Ihr mächtiger Bug pflügte durch Wellen und Gezeiten und führte das Schlachtschiff weiter aus der Bucht. Mehr und mehr Segel wurden gehisst. Auch das rote "L" Symbol, dass neu gefärbte Wappen Lordaerons war nun auf dem obersten Topsegel der Siegreichen Maid zu sehen.
Das Wetter war gut. Einige Wolken hingen am Himmel, doch nichts was auf ein Unwetter hinweisen wollte. Anders als noch vor ein paar Tagen. Anders als an einem Ort, welcher gar nicht so weit entfernt lag.
Blitze zuckten durch die Nacht. Der Regen setzte ein. Es gab keine Ankündigung auf sein Kommen. Kein Nieselregen, nicht.
Der Feuerqualm und die finstere Nacht machten es unmöglich den Himmel zu sehen. Corins Kreuzung glich an jenem Abend keinen anderem Ort eher, als die Hölle selbst: Leichen pflasterten die Straßen. Leichen, welche die Rüstungen und Farben des Scharlachroten Kreuzzuges trugen.
Feuer.
Häuser oder auch nur kleine Holzkarren standen in Flammen. Ihr Licht offenbarte dem lebenden Auge die Schrecken um diese verlorene Stadt.
Unnatürlich glühende Augen funkelten aus kleinen Verschlägen in der Stadt der Verdammten.
Die Siegreiche Maid gewann an fahrt und ließ die Küste weiter hinter sich. Amlodi stand achtern und hatte seine Hände auf das massive Holz des Steuerrades gelegt. Seine Gedanken wollten an einen anderen Ort entgleiten. Einen finsteren Ort. Geschwängert mit Eindrücken und frischen Erinnerungen, welche Amlodi seinen schlimmsten Feinden nicht wünschen würde.
Arbeit würde ihn ablenken. Es bedarf Geschick und Konzentration ein Schiff von den Ausmaßen der Siegreichen Maid aus dem Hafen zu steuern. Seine Hände würden 'sein Mädchen' führen. Sein Mund gab Befehle, welche umgehend umgesetzt wurden. Das Schiff fuhr gut am Wind. Und ließ die Küste Lordaerons, nein, der Östlichen Pestländer, weiter hinter sich.
Die Stadt der Verdammten. So nannte Amlodi fortan den Ort Corins Kreuzung. Die Operation sollte ein Befreiungsschlag sein. Ein Zeichen sollte gesetzt werden. Doch der Preis dafür, konnte nicht gezahlt werden.
Amlodi irrte durch die brennenden Straßen. Er war erschöpft, kampfesmüde, hunrig, durstig und, was noch viel schlimmer wiegte, allein. Allein mit diesen Bildern im Kopf. Bilder von seinem Freund, dem Kapitän der Fregatte Schwert der Meere, Philipp Pellew, wie er leblos am Haken dieser grotesken Monstrosität hängt. Bilder, wie seine Leiche Blut über das Schlachtfeld regnete, während sein Mörder Kinderlieder gröhlend weitere, blutige Ernte einholte. Bilder gefüllt mit Wahnsinn, Blut und schierer Verzweiflung.
Obwohl die Maid nur einen Bruchteil ihrer eigentlichen Bewaffnung mit sich fürhte, fühlte sich Amlodi auf den Holzplanken des Schiffes sicherer als nirgendwo sonst. Er fuhr mit den Befehlen zur Befischung der östlichen Gewässer. Das Schreiben lag noch immer versiegelt auf seinem Tisch in seiner Kajüte. Er musste es nicht öffnen. Er weiß was darin steht. Er kennt die Begründung, warum Kanonen und Munition dem Platz für Fischbehälter weichen mussten.
"SEGEL SECHS STRICH STEUERBORD!" Rief es aufeinmal vom Ausguck herrab. Amlodi`s ohnehin schon fester Griff verschmolz nahezu mit dem hözernen Rad. Und er riss es nach rechts. Ein Deckmatrose allein, sah das zornige Funkeln in den Augen des alten Skarssens, während der metallerne Bug der Siegreichen Maid sich auf das Segelschiff ausrichtete, welches der Ausguck soeben erspäht hatte.
Schließlich fiel Amlodi auf die Knie. Das Bild eines gefallenen Engels mit gestutzten Flügeln. Der Wappenrock hing in Fetzen von seinem Brustpanzer herrab. Seine Waffe verlor im letzten Kampf, als das Schwert sich zwischen den Rippen eines auferstandenen Skelettes sich verkeilte und dan in den Wirren des Kampfes verschwand.
An den Verlust seines Schildes konnte er sich nicht mehr erinnern.
Er verlor es zuvor.
Seine Rüstung war schwer beschädigt. Und seine Verletzungen gierten nach dem letzten Tribut. Und doch musste er lachen, als er seitwärts in den vom Regen aufgeweichten Boden fiel. Er hatte Corins Kreuzung hinter sich gelassen. Und keiner der Untoten schien ihn verfolgt zu haben. Er war allein. Dem Ende nah. Es war der Regen, der ihm Trost spendete. Das Auftreffen der fetten Wassertropfen auf den Boden glich in seinen Ohren dem Aufschlagen einer Welle auf die felsige Küste. Es war Musik. Das kühle Nass auf seinem Gesicht spendete ihm Trost wie die Gischt im Gesicht auf hoher See.
Und dann mischte sich dem Regenrequiem ein anderes Geräusch bei.
Pferdetrappeln.
Mit letzter Kraft riss Amlodi einen Fetzen von seinem Wappenrock ab und hielt es mit letzter Anstrengung seines Armes in die Luft.
Und er begann zu beten.
Der Rumpf des Schiffes verschwand weiter und weiter in der gierigen See. Seine schwarzen Segel standen in Flammen. Und wieder schoß die Siegreiche Maid. Drei Geschosse fraßen sich in das Heck der Menschenleid. Einst mochte dieser Zweimaster ein stolzes Schiff unter dem Banner der Allianz von Lordaeron gewesen sein. Doch es wurde verwandelt. Verwandelt von der untoten Geißel in ein Instrument der Gewalt und des Terrors gegen die Menschheit. Doch nicht länger.
Schweigend beobachtete Amlodi wie auch die letzte Spitze der Menschenleid im Meer versank.
Genugtuung machte sich in Amlodi breit. Zumindest etwas. Doch das Gefühl von Verlust und Leid würde es nicht aufwiegen. Mit den Bildern von Straßen erfüllt von unzähligen Leichen, brennenden Häusern und Abscheulichkeiten wie sie nur das untote Element hervorbringen kann, wendet Amlodi sich von dem untergegangenem Geißelschiff ab und begab sich seine Kajüte, wo die noch immer versieglten Befehle auf ihn warteten, und, was noch viel wichtiger war, eine volle Flasche des besten Rums aus Drisburg. Eine Rarität in diesen Zeiten.
V-3. Tränen der Erinnerung[]
Dem alten Seebären kullern ein paar Tränen aus den Augenwinkeln, während er mit einem starren Blick an eine Zeit und einen Ort zurückdenkt, welcher ihm so viel genommen hatte. Dann blinzelt er und scheint sich wieder zu fangen. Rasch wischt er sich die Tränen von den Wangen und fährt fort, als hätten diese Tränen der Erinnerung nie existiert.
"Da war ich mit meinen Gedanken ganz kurz woanders.
Also, wo waren wir?