Forscherliga-Wiki
Advertisement
Qsicon Exzellent Dieser Artikel wurde am 02. Dezember 2019 als Spotlight der Woche vorgestellt.

Unterwegs - Die Reisen des Magisters[]

Unterwegs - Navigation
Unterwegs - Die Reisen des Magisters (Teil 1)

 •  Teil 2  •  Teil 3  •  Teil 4  •  Teil 5  •  Teil 6  •  Teil 7  •  Teil 8  •  Teil 9  •  Teil 10  •  Teil 11  •  Teil 12  •  Teil 13  •  Teil 14  •  Teil 15  •  Teil 16  •  Teil 17  •  Teil 18  •  Teil 19
Erneut unterwegs - Die Reisen des Magisters - Teil 1  •  Teil 2  •  Teil 3  •  Teil 4  •  Teil 5  •  Teil 6  •  Teil 7  •  Teil 8  •  Teil 9  •  Teil 10  •  Teil 11
Immer noch unterwegs - Die Reisen des Magisters - Teil 1  •  Teil 2  •  Teil 3  •  Teil 4  •  Teil 5  •  Teil 6  •  Teil 7  •  Teil 8  •  Teil 9  •  Teil 10  •  Teil 11
Unterwegs - Epilog und Prolog (von Dalrin Erzfeuer)

Kategorie:Orden des ErbauersKategorie:Geschichten

Unterwegs-Banner

Teil 13[]

Es war nicht alles schlecht.

Natürlich war es ab und zu geistzerfressend öde. Natürlich gab es Tage, an denen man stundenlang bei funzeligem Licht über den Archiven des Schwarms brüten musste, auf der Suche nach der einen winzigen Fußnote, auf der die spätere eigentliche Arbeit basieren würde... meistens die eines anderen. Natürlich gab es elend zerfriemeltes Liniengewusel, bei dem einem schon beim Betrachten die Hirnhälften aneinander festschmorten. Natürlich gab es Tage, an denen Anachronos eine dermaßen schlechte Laune hatte, das selbst die Sandkörner sich zu verkriechen schienen. Natürlich kam Scheiße einfach vor, ja. Aber er verdrängte diesen Gedanken, als er über dem vierten Jahrtausend schwebte.

Die Linien falteten sich auf, verschmolzen, liefen zusammen und verzweigten. Träge pulsierte die Zeit in ihnen, das Muster aus Vergangenheit und Zukunft schien wie ein unendlich großer, tausendarmiger Tintenfisch zu atmen. Er war selten so weit hier draußen – so weit, dass er die Gesamtheit der Geschichte überblicken konnte. Es dauerte, bis man so weit draußen war, aber heute war sein freier Tag, und da nahm er sich die Zeit. Immer wieder lustig, es so zu formulieren.

Er ließ den Blick schweifen und nahm die Gesamtheit in sich auf. Möglichkeiten pumpten durch die Linien, ballten sich in den Konjunktionen und wurden als Ereignisse in die Realitäten ausgestoßen. Das gigantische schlagende Herz alles Geschehenen bot sich ihm dar, und obwohl er das Ganze aller Zeit vor sich sah, blieb jede einzelne Linie präsent, schimmernd, pulsierend, in ewig-gleichem Rhythmus und doch ständiger Veränderung im Geschehen. Was konnte es damit aufnehmen? Mit dem Betrachten der langsamen Erhabenheit, der trägen Würde, der beschaulichen Grazie, mit der ewigen Eleganz verstreichender Zeit? Was konnte schöner sein als dieser Anblick?

Er kannte die Antwort.

Mit einem reinen Gedanken katapultierte er sich vorwärts. Möglichkeitsebenen schossen an ihm vorbei, wallten um ihn wie Nebelschwaden aus reinem Licht, unendliche mögliche Zukunft in flüchtige Form gegossen. Potentielle Universen, im Moment der Formung zur Auflösung verdammt, wirbelten hinter ihm durcheinander. Die Zukunft war ein ungeformtes Land, ein warmer See, eine Ballung noch nicht geschlossener Klammern, noch nicht gefallener Würfel, und er schoss hindurch, war zugleich selbst das Element und die Welle darin. Farben waren Finsternis, Symphonien waren ein Krächzen verglichen mit dem, was er hier wahrnahm. Er schoss durch Ebene auf Ebene, nicht wie ein Eindringling, sondern wie ein Delphin durch das Meer. Pfeilschnell glitt er durch die Zeitalter, Äonen perlten wie schaumige Gischt von seinem Verstand ab und ließen dort nichts zurück außer dem wohligsten Gefühl aller Zeiten. Am Ende aller Dinge, am Finale der Zeit schrie er lautlos seine Freude hinaus, bis sie zwischen den Ebenen widerhallte. Was war es schon, die Welt zu sehen, verglichen mit der Einheit mit allen Welten zu allen Zeiten?

Er fing sich wieder und ließ sich treiben. Wahrscheinlichkeiten nahmen ihn auf, er ließ sich sanft von ihnen tragen, bis er sich von dem Eindruck erholt hatte. Selbst Wahnsinn wäre ein akzeptabler Preis dafür.

Er richtete seinen Blick auf die nähere Umgebung. Sa’at sah ihn an, mit schuppig-abschätzigem Blick, und schlug gelangweilt mit den Flügeln.
„Können wir weiter, ja?“.

Er lächelte. Ja, Scheiße kam vor. Aber beim Licht, es gab einen Ausgleich.

Timeflies
Advertisement