von Tamin (Hüter der Erde)
*Lächelnd blickte der Tauren seine Stammesgefährten an, die Männer und Frauen und Kinder aus den seine Gemeinschaft bestand. Er blickte von aneinander gekuschelten Pärchen, zur Mutter die ihr Kalb am Schoss hatte bis hin zu dem Krieger, der eifrig wache hielt. Schließlich hub er an zu erzählen:*
Vor langer Zeit, zu Beginn des Zeitalters des Erinnerns schuf Erdenmutter Berge und Täler, Wälder und Wiesen, Flüsse und Seen. Lächelnd betrachtete Erdenmutter ihr Werk und mit einer letzen Bewegung ihrer Arme schuf sie ihre Kinder die Tauren. Erdenmutter pustete sie an und die Tauren waren von Seele erfüllt und wanderten staunenden Blickes umher und begutachteten die Welt.
Doch als der Tag voranschritt und Erdenmutter dabei war ihr rechtes Auge, An'she (Sonne) zu schliessen und ihr linkes Auge, Mu'sha (Mond) zu öffnen, kam die Dämmerung über das Land und den Tauren fröstelte.
Die Erdenmutter sah, dass ihren Kindern kalt war, und so gab sie ihnen ihr Fell damit sie es warm hätten. Doch als die Nacht fortschritt höre Erdenmutter das Zähneklappern ihrer Kinder und grübelte wie sie ihnen Wärme schenken könne. Sie hörte auch wie ihre Kinder sich ängstigten vor der Dunkelheit die sie umgab. Besorgt nahm sie schließlich einen Blitz zur Hand und warf ihn, damit er die Nacht erleuchte und Erdenmutter besser sehen könne, wie es ihren Kindern ging.
Der Zufall aber wollte es, dass der Blitz in einen knorrigen, alten Baum auf einer kleinen Insel mitten in einem See einschlug, und diesen in Brand setzte. Und die Tauren sahen das Licht und sie wünschten sich es wäre bei ihnen.
Bedenkt, dies war die erste Nacht für die Tauren und vieles war neu für sie. So hatte sie auch Angst davor in das Wasser zu gehen und zu der Insel zu schwimmen, um sich das brennende Licht zu holen.
Der Lichtschein zog auch andere Wesen an, und als die Tauren den stolzen Löwen sahen, baten sie ihn das Feuer für sie zu holen.
Der Löwe willigte ein, er sprang in das Wasser und schwamm zu der kleinen Insel. Doch als er sich dem Feuer näherte, versengte es ihm das Fell färbte es schwarz. Entsetzt floh der Löwe zurück ans Ufer – und seit dieser Zeit gibt es auch Löwen, die ein schwarzes Fell haben.
Wieder blickten sich die Tauren um, und über ihren Köpfen sahen sie die Eule herumschwirren. Sie baten die Eule doch zu der Insel zu fliegen und ihnen das brennende Licht zu bringen.
Die Eule willigt eine, flog über das Wasser dahin zu der Insel. Doch als sie sich dem Feuer näherte, enzündete es ihre Augen. Voller Schreck flog die Eule davon, und die Tauren am Ufer sahen nur ihre glühenden Augen aus der Ferne. Und seit jener Zeit haben die Eulen Augen die im Dunklen leuchten.
Da nun bereits zwei Gesandte gescheitert waren, weinten die Tauren bitterlich, denn sie fürchteten, sie würden niemals an das brennende Licht kommen.
Da ertönte ein dünnes Stimmchen und unbeholfen watschelte ein kleiner Drachling nach vorne. Dieser Drachling bat darum, seine Chance beim Feuerholen zu bekommen.
Und die Tauren nickten ihm zu, auch wenn sie nicht glaubten, dass er erfolgreicher sein würde als die anderen.
Der kleine Drachling wedelte mit seinen Flügeln und in langsamen, mühsamen Flug näherte er sich der Insel. Als er nahe genug war, trafen auch ihn die Flammen und liessen seine Schuppen rot aufglühen. Doch der kleine Drachling liess sich nicht beirrten und schnappte nach einem brennenden Ast, den er in sein Maul nahm. Schnell machte er sich auf den Rückweg, die Flammen die sich den Ast herunter frassen im Auge. Bald brannte der ganze Ast, und den Drachling schmerzten die Flammen die seine Schnauze versengte. Voller Schmerz riss er die Schnauze auf und schrie seinen Schmerz hinaus in die Nacht. Der Ast fiel ihm dabei aus dem Maul und traf platschend die Wasseroberfläche wo er verlosch, nur ein kleines glühenden Stück Kohle kullerte den Rachen des Drachlings hinunter in seinen Magen. Und da schrie der kleine Drachling noch lauter, voller Angst er müsse nun sterben, und er hörte auf, mit den Flügeln zu schlagen und fiel selbst dem Wasser entgegen.
Doch Erdenmutter hörte den Schrei des Drachlings, und voller Mitleid wegen seiner Schmerzen, nahm sie ihm diese.
Im letzten Moment bevor er auf dem Wasser aufschlug, breitet der Drachling seine Schwingen aus und begann wieder zu fliegen.
Als er schließlich das Ufer erreichte blickte er mit betretenem Gesicht die Tauren an, die nun ganz verzweifelt waren, und glaubten niemals das brennende Licht zu bekommen, das die Nacht erhellte.
Doch im Magen des Drachlings war immer noch das Stück Kohle und es kitzelte ihn und drückte ihn so sehr, dass er rülpsen musste. Und als er rülpste, schlugen Flammen aus seinem Maul und enzündeten ein trockenes Stück Treibholz am Ufer.
Und seit jener Zeit ist es eine besondere Fähigkeit der Drachlinge Feuer zu spucken.
Die Tauren jubelten und lobten den kleinen Drachling, den endlich hatten sie Feuer, das ihnen in der Nacht Wärme und Licht gab.
Und das Feuer wurde weiter gereicht, von Tauren zu Tauren, von Zelt zu Hütte und von Dorf zu Dorf.