Dieser Artikel wurde am 05. Mai 2014 als Spotlight der Woche vorgestellt. |
Walther Hamsbridge[]
1. August 2011[]
Walther rührte langsam und ohne Hektik den Löffel durch die Tasse Tee und ließ sich auf den Stuhl sinken. Das Licht der Kerze flackerte im Windzug und durch den Eingang des Zeltes konnte man den strömenden Regen erkennen.
Wie zuhause Hätte er beinahe gesagt, aber Walther war allein und es musste niemand überzeugt werden. Er nippte an seinem Tee und ließ die Gedanken nocheinmal über den Tag schweifen.
Das Landstreffen, die keifenden Adeligen die die Schuld bei den Königstruppen suchten, der näselnde Wortführer und die restlichen arroganten Anwesenden.
Elendes Pack, überall sind sie gleich. Statt sich zu einen und zu kämpfen, schimpfen sie lieber und schieben die Schuld herum. Blaublütige Besserwisser. Die Freiheitskämpfer würden sie von der Landkarte spülen, wenn wir nicht hier wären und ihnen die Rücken stärkten, aber wehe jemand betritt ihr kostbares Land!
Kostbar .. tss, ein staubiges Stück Dreck. Sonst nichts.
Gedanken, die der sonst so höfliche Mann niemals laut aussprechen würde. Das Bild des angagierten und stets auf Förmlichkeit bedachten Herren wäre damit zerstört. Dann glitten die Erinnerungen weiter, in den Norden und den Hof. Ein Gemetzel an Bauern und Rebellen durch die Soldaten des 8.
Ein Windzug ließ die Kerze noch ein letztes Mal hell aufleuchten, bevor sie erlosch. Doch vor Walthers Augen loderte noch das Feuer und die beißenden Flammen des brennenden Hofes, nachdem die Soldaten ihn angezündet hatten. Wie einen Verbrecher hatte man ihn aus dem Feld gezogen, nachdem er versuchte die Flammen zu löschen und den Menschen, die sich noch darin befanden, zu helfen.
Arroganten Bastarde. Sie sollten zum Licht beten, das nicht irgendwann die Gerechtigkeit kommt und sie es sind, die versuchen aus den Flammen zu flüchten. Ihr "Oberst" ganz vorn. Solange es sie gibt, wird es in diesem Land keinen Frieden geben. Ein einzelner schneller Streich würde uns, und den Bewohnern Westfall viel unnötiges Leid ersparen!
In die Erinnerungen des Tages fielen plötzlich die Erinnerungen aus älteren Zeiten. Dreckige Kämpfe in einem dunklen, nebligen Land. Regen als ständiger Begleiter und abgeschnitten von der Außenwelt. Brennende Häuser und die Schreie derer, die nicht rechtzeig hinaus kamen, oder nicht hinausgelassen wurden. Leise Angriffe auf hochstehende Persönlichkeiten, Einbruch, Diebstahl und Mord im Namen der guten Sache. Im Namen der Freiheit.
Freiheit ... Der Lohn unserer Mühen ... war der Verlust unserer Menschlichkeit. Feines Aussehen, höfliche Gebärden. Aber tief drinnen sind wir Monster geworden.
Wir haben schreckliche Dinge getan... Vieleicht haben wir verdient wie es letztlich gekommen ist. Aber hier wird es anders sein. Hier wird es nicht so enden wie in Gilneas!
Ein stummes Verpsrechen an sich selbst, bevor die Erinnerungen über die Gräuel der Vergangenheit zurückkehrten. Im Prasseln des Regens, umfangen von der Dunkelheit des Zeltes.
Vailean Lightblade[]
2. August 2011[]
Machtlosigkeit ...
Vailean stand auf seinem Wachposten und starrte in die Dunkelheit, den Umhang hatte er abgelegt, der Regen hatte den schweren Stoff mittlerweile vollkommen durchgeweicht und das Wasser drang ohnehin bereits durch jede Ritze der Rüstung.
Das regelmässige Platschen der Regentropfen auf dem Metall hatten dennoch etwas Beruhigendes an sich. Kurz schloss der Soldat die Augen und atmete tief durch.
Es war kalt, ohne Zweifel, doch nicht vergleichbar mit der tödlichen Kälte Eiskrones, die jeden Unvorsichtigen schnell den ein oder anderen Finger oder Zeh kostete, dann setzte er seinen kurzen Kontrollweg fort, vor allem um die Müdigkeit zu vertreiben, die sich mehr und mehr seines Körpers bemächtigte.
„Wer ist da?“, seine dunkelblauen Augen huschten durch die Dunkelheit, als ein Rascheln seinen Blick auf einen nahegelegenen Busch lenkte. Seine rechte Hand schloss sich um sein Schwert.
„Hey alles gut“, einer der Soldaten der dritten Kompanie kroch aus dem Busch und hantierte an seinem Gürtel herum. Vailean schüttelt den Kopf. „Beim nächsten Mal könnte vor der Frage der Bolzen fliegen!“, rief er dem Mann nach, der eilig zurück ins Lager hastete.
Vailean kehrte zu seinem Posten zurück und schüttelte Regenwasser von den Handschuhen. „Wozu das Ganze überhaupt? Wir stehen hier rum, während unsere eigenen Leute brandschatzend übers Land ziehen.“
Sein Blick wanderte hoch zum Geäst des Baumes, an dem er Position bezogen hatte. Wer würde am Ende vom Ast baumeln?
25. August 2011[]
Vailean lehnte an der Hausmauer. Seine Schulter schmerzte. Die alte Heilerin hatte nicht lange gefackelt sondern die Kugel heraus geschnitten und die Wunde ausgebrannt. Am Ende es würde es nur eine weitere Narbe sein.
… Ann …
Er war sich der Blicke bewusst, die ihm die anderen zuwarfen, misstrauten sie seiner Urteilsfähigkeit? Fürchteten sie, er würde etwas Falsches tun? Das gefangene Mädchen war jung, aber alt genug, um ihre eigene Entscheidung zu treffen. Sie hatte sich den Rebellen angeschlossen … man hätte sie dafür hängen müssen, stattdessen hatte er sie gehen lassen.
… Frieden …
Ann hatte Frieden gewollt. Er selbst hatte ihre Hände verbunden, nachdem sie sich das erste Mal am Feld geschunden hatte. Sie wollte den Bauern helfen und nun war sie tot. Machte sie das zu etwas Besonderem? Viele Familien hatten im Zuge des Konflikts Schwestern, Brüder, Söhne und Enkel verloren. War sie dadurch nicht auch einfach nur eine weitere Nummer auf der Liste, Kollateralschaden? Zumindest schien ihr Tod niemanden sonderlich zu bewegen.
… Assili …
Der Rebell hatte sie erschossen, scheinbar bewusst als Ziel gewählt. Vailean stütze den linken Arm am Knie auf und starrte auf das silberne Taschenmesser, das er in den Fingern hielt. Der Mann würde seine Tat mit Blut bezahlen ...
1. September 2011[]
Vailean warf den Kopf hin und her. „Versagt!“ Alles dröhnte und er spürte immer noch den Geschmack des eigenen Blutes im Mund. Sein Arm fühlte sich taub an, vom Brustkorb ging ein regelmässiges Pochen aus. Irgendein Heiler musste die Wunden versorgt haben , Vailean hatte es jedoch nicht mehr mitbekommen.
„Warum lässt du dich immer verletzen?“, Anns mahnende und zugleich besorgte Stimme hallte in seinem Kopf wider.
„... Ann ...“, seine trockenen Lippen formten sehnsüchtig ihren Namen und er versuchte sich aufzurichten, doch eine Hand legte sich an seine rechte Schulter und drückte ihn wieder auf das Feldlager zurück.
„Liegen bleiben, Feldwebel“, tönte eine weibliche Stimme befehlend. „Versucht zu schlafen. Ihr seht aus, als hättet Ihr das bitter nötig.“
Vailean sackte wieder zurück und gab seinem Missfallen durch ein deutliches Murren Ausdruck. Dies schien die Heilerin jedoch wenig zu beeindrucken. „Wir haben eine Kugel aus Eurem Arm und eine aus Eurem Brustkorb gefischt. Ihr hattet wirklich mehr Glück als Verstand.“
„Berufs- ...“, Sprechen war gar nicht so einfach, „ ... -risko.“ Hatte er wirklich Glück gehabt? Der Tod hätte ihn wieder mit Ann vereint.
„Ach und gehört zum Berufsrisiko auch, dass man tagelang kaum schläft? Die Ringe unter den geröteten Augen, die blasse Haut, wann habt Ihr Euch das letzte Mal rasiert? Euer Gesicht spricht eine recht deutliche Sprache, Soldat.“
Schweigen.
„Ihr tut niemandem einen Gefallen, wenn Ihr Euch selbst zu Grunde richtet, Feldwebel“, die Stimme der Frau bekam einen ruhigeren Ton. Vailean hörte ein Rascheln, vermutlich arbeitete sie nebenbei.
„T-Tue nur ... Pflicht“, erwiderte er.
„Wenn es Eure Pflicht ist, Euch in einen Sieb zu verwandeln, dann erfüllt Ihr diese wirklich gut“, ein Hauch von Bitterkeit schwang in den Worten der Heilerin mit, „die andere Wunde an Eurer Schulter sieht mir recht frisch aus.“
Schweigen.
Ein Höcker wurde zur Seite geschoben und die Heilerin erhob sich, ihre Stimme klang entfernter. „Wenn Ihr unbedingt den Tod sucht, dann tut uns wenigstens den Gefallen und sterbt am Feld. Spart Arbeit und Material.“
Alleander von Staupitz[]
2. August 2011[]
Es war spät in der Nacht, noch immer fiel der Regen von den Ästen als Alleander seine letzte Runde zur Inspektion der vorderen Stellung machte. Kaum mehr als etwas Mondlicht fiel durch das dichte Astwerk. Murrend trat der Offizier auf die Stellung zu, immer wieder kurz inne haltend weil die schwere Rüstung zu tief im nassen Boden versank. Ein schwerer langsamer Schritt nach dem nächsten.
„Dreck! Verdammtes Wetter! Das Licht meint es nicht gut mit uns, wir versinken in unserer eigenen Scheiße“, sprach er vor sich hin und ging gerade Wegs auf ein Geschütz zu.
Im vorbei gehen nickte er den Soldaten an der Feuerstelle nicht unweit vom Geschütz zu, die die Umhänge der Unteroffiziere in den Baumen aufgespannt hatten um etwas Schutz vor dem Regen zu finden.
Als Alleander das Geschütz erreiche legte er die Hand auf das Geschütz und schaute nachdenklich gen Westen. Eine der Gestallten am Feuer erhob sich.
„Sir, jemand will nicht das wir nach Westfall gehen, selbst der Himmel hat sich gegen uns verschworen“, die Gestallt spuckt ein kleines Stück zerkautem Speck auf den Boden; „ Die Westfaller sind verdammte sture Bastarde, die werden sich nicht einfach so „befrieden“ lassen Sir. Hab mal mit einem aus der Brigade in Nordend gedient, der schwärmte von Westfall als wär es lichtverdammt schönst Fleck dieser beschissenen Hölle.“
Ein leichtes Nicken ist zu erkennen, aber noch immer wendet sich Alleander nicht um, schaut stur nach Westen.
„Will damit sagen, egal ob Löwe, Schwein, Roter oder das Licht weis was, egal wer versuchen würde meinen Hof niederzubrennen......nur über meine kalte stinkende Leiche würde ich das zulassen!“ Der die Stimme Soldaten klingt sehr entschlossen.
„Ihr wisst ich gebe mein Leben“, klopft sich stolz auf die Brust mit dem Wappen:“Aber nicht um meines gleichen abzustechen, das sind genau so Hunde wie wir auch Sir, verdammt ich dachte immer wir sollten sie schützen......“
Alleander nickt erneut und klopft mit der Faust auf das Geschützrohr. „Ihr habt Recht Quintus, wir sind hier um sie zu schützen!“
Der Major nickt dem Korporal zu, klopft ihm im vorbei gehen auf die Schulter und stammt zurück durch den Matsch Richtung Feldlager
Die Schlacht am Boar Run[]
Vor der Schlacht...[]
Vailean setzte die Feder ab und betrachtete den Brief nochmals prüfend, ehe er ihn zur Seite legte, um die Tinte trocknen zu lassen. In der Zwischenzeit faltete er die bereits zuvor geschriebenen und schob sie in die vorbereiteten Umschläge, auf denen drei Namen standen, „Sir Dunrik of Leith“, „Baron Cathalan Lightblade“, „Zarajinka Anastasia Lightblade“.
Er legte die Briefe zur Seite und zog seinen Rucksack heran, gezielt langte er in eine der Seitentaschen und zog ein recht mitgenommen aussehendes, blaues Band mit aufgestickten, goldenen Löwen heraus. Ein Ende des Bandes wirkte abgefressen, als hätte Säure die Fäden zerstört, während das andere einfach nur ausgefranst war. Einem der Löwen fehlte der halbe Kopf.
„Ann“, Vailean umklammerte das Band wie einen rettenden Anker und führte es an die Lippen, um einen flüchtigen Kuss darauf zu hauchen, ehe er es sich ums rechte Handgelenk wickelte.
„Das macht man so!“, hatte sie ihm mit schüchternem Lächeln beim Turnier verkündet, als sie ihm das Band als Glücksbringer geschenkt hatte. ... Von der Dame für ihren Ritter ... nur dass er wohl nie mehr einer sein würde ...
Die Tinte des letzten Briefes war mittlerweile getrocknet und er verstaute ihn ebenfalls im Umschlag, dann verschloss er alle drei und versiegelte sie, bevor er sie ganz oben in den Rucksack legte. Bei Bedarf würde man sie schnell finden ...
Sein Blick wanderte über das spärliche Lager und er erhob sich.
Es wurde Zeit ...
Die Schlacht am Boar Run[]
Vailean[]
„Die Rebellen rücken vor, Euer Durchlaucht, aber der Schildwall hält“, Vailean ließ sich wieder in den Sattel fallen und senkte das Fernrohr.
Herzog von Steinwacht nickte zufrieden und gab seinen Reitern ein Handzeichen, sich bereit zu halten. Da erschütterte eine Explosion das Schlachtfeld und übertönte sogar kurzzeitig den Kampflärm. Holz regnete vom Himmel. Ein Artilleriegeschoss war dicht ... viel zu dicht ... an der Ruine, und damit beim Schildwall, eingeschlagen und hatte ein baufälliges Klohäuschen in einen klaffenden Krater verwandelt.
„Verdammt!“, fluchte der junge Feldwebel, als sich sein Pferd durch die Explosion aufbäumte. „Wollen die die eigenen Leute umbringen?“ Als Vailean den Blick wieder zu Atheldan wenden wollte, kam Hamsbridge geduckt zu den Reitern gerannt. „Sir, der Leutnant verlangt, dass die Reiter dem Feind in den Rücken fallen!“
Vailean nickte, zog seine Klinge und gab seinen Leuten ein Zeichen. Auch die Ritter des Herzogs machte sie kampfbereit. „Wir greifen an“, sagte Vailean mit einem knappen Nicken in Hamsbridge‘ Richtung und trieb sein schweres Schlachtross an. Mit donnernden Hufen setzte sich die gesamte schwere Reiterei der II. Kompanie in Bewegung. Aus mehreren Kehlen drang ein kampfeslustiges „FÜR STURMWIND!“. Der Infanterist konnte gerade noch aus dem Weg hechten, als die Soldaten an ihm vorbei preschten.
Dreck und Holzsplitter wurden unter den Hufen der Tiere aufgewirbelt. Vailean lenkte die Reiter hinter die Welle der Angreifer und versuchte das Geschehen vor sich zu erfassen. Rauch vernebelte das Kampfgeschehen, immer wieder erschütterten die verheerenden Aufpralle der Artilleriegeschosse die Kampfreihen.
Die Soldaten wurden stark bedrängt und langsam begann der Schildwall unter dem Ansturm zu brechen. Immer mehr Lücken taten sich in den Reihen auf. Zwischen dem Blau der eigenen Kameraden erkannte er auch das Weiß seines Cousins und mit Schrecken musste Vailean feststellen, dass jener von mehreren Angreifern hart bedrängt wurde und bereits angeschlagen wankte. Der Feldwebel hob seine Klinge, stieß seinem Tier die Sporen in die Flanke und stürmte direkt auf einen von Veyts Angreifern zu.
Der Lärm des nahenden Schlachtrosses ließ den Mann herumfahren, doch noch bevor es ihm gelang, die eigene Waffe zum Schutz zu heben, trennte ein sauberer Schnitt seinen schlecht geschützten Kopf von den Schultern.
Die kurze Atempause ließ Veyt die Luft für einen kurzen Gruß.
„Hier zu sterben ist meine Aufgabe! Reiß dich zusammen“, brüllte Vailean dem Ritter über den Schlachtlärm hinweg zu, der darauf nur mit einem knappen „Sicher nicht“ antwortete, ehe ein neuer Gegner seine Aufmerksamkeit verlangte.
Die Ankunft der Reiterei war nicht unbemerkt geblieben. Ein Streithammer schwingender Hühne wandte sich Vailean zu. Ein stumpfes „Essen!“ drang über die fleischigen Lippen und er holte mit der schweren Waffe aus, um die Mahlzeit vom störenden Reiter zu befreien.
Vailean lenkte sein schweres Schlachtross gegen den Mann, er versuchte den Schlag mit der eigenen Klinge abzuwehren, doch die Wucht, die der Riese in seinen Angriff legte, drückte die Waffe des Reiters zur Seite, als wäre sie nur ein Zahnstocher. Schmerzhaft knallte der Streitkolben auf Vaileans Oberarm und der Reiter wankte gefährlich, als das Gefühl aus seinem Arm wich und er beinahe aus dem Sattel kippte. Sein Pferd brach zur Seite aus und brachte den Soldaten damit kurzzeitig außer Reichweite des Angreifers. Der Moment genügte den übrigen Infanteristen, den Hühnen zu überwältigen.
Vailean riss sein Tier zur Seite, seine Augen wanderten suchend über das Schlachtfeld. Noch hielten die Reihen, doch musste er mitansehen, wie nicht unweit seiner Position drei Rebellen einen seiner Reiter aus dem Sattel rissen und ihm einen schnellen Todesstoß versetzen. Ein wütender Schrei drang über die Lippen des Feldwebels und er wollte zu den Angreifern stürmen, als sich ihm zwei Rebellen, ein Mann mit Schwert und Schild und eine Frau mit gewaltiger Axt, näherten. Die Frau schwang ihre Waffe zielgerichtet gegen die Seite seines Pferdes, während der Mann ihn von der anderen Seite bedrängt. Vailean versuchte sein Tier seitlich zu lenken, um es aus der Schlagreichweite der Frau zu bekommen, während er seine Aufmerksamkeit auf den Mann richtete, doch hatte er die Schnelligkeit der Frau unterschätz. Ihre Axt grob sich tief in das Fleisch seines Reittieres. Das Pferd bäumte sich unter Schmerzen auf, eines seiner Hinterbeine versagte dabei jedoch den Dienst und so kippten Tier und Reiter zur Seite. Ein Schmerzenschrei drang über Vaileans Lippen, als das schwere Ross sein linkes Bein unter seinem Körper begrub.
Veyt[]
„Vergiss den Helm nicht“, hatte Vailean noch gesagt, kurz bevor die Reiterei abgebogen war um auf ihre Position zu schwenken. Verdammt nochmal, natürlich hätte er den Helm nicht vergessen. Aber er mochte diese verdammte Blechhülle für seinen Schädel einfach nicht und war froh für jeden Moment, in dem er ihn nicht tragen musste.
Genau jetzt war kein solcher Moment. Schulter an Schulter standen Soldaten und Kathul und stemmten sich in den Boden, keinen Zentimeter vor der heran preschenden Rebellengruppen zu weichen. Sieg oder Niederlage würden hier entschieden werden - der Schildwall war die Schlüsselposition. Schreie gellten über das Schlachtfeld. Eine Mischung aus Flüchen, Drohungen, Kommandos, gefärbt mit Wut, Hass und Schmerz. Veyt hämmerte den Schild immer wieder gegen die Angreifer, versuchte mit dem Schwert nachzusetzen, aber diese Mistkerle waren zäh und wendig, nicht in schwere Rüstungen eingezwängt.
Artilleriegeschosse ließen den Boden um sie herum explodieren, Steine und Erde wurden in die Luft geschleudert, Holzsplitter und Teile von Gefallenen regneten auf die Kämpfenden herab. Die ersten Soldaten gingen zu Boden, die Äxte der Kathul sausten durch die Luft, doch auch sie wiesen bereits erste Lücken in den Reihen auf. Stahl klirrte auf Stahl, Staub und Qualm erfüllten die Luft. Mit einem gurgelnden Schrei ging einer der Angreifer zu Boden, eine Hand noch auf eine klaffende Bauchwunde gepresst. Triumphierend wurde eine blutige Klinge in die Luft gerissen, nur um im nächsten Moment fallen gelassen zu werden als sich ein Bolzen durch die erhobene Hand bohrte.
„Gegen Lanze und Schwert!“ feuerte er die Kathul an die entschlossen im Chor mit einem „WIR HALTEN STAND!“ antworteten.
Abermals feuerte die Artillerie und wieder schlugen die Kugeln ein. Zu dicht! Viel zu dicht! Veyt riss noch den Schild hoch sich zu ducken als direkt hinter seinen Füßen das Erdreich gesprengt wurde und Splitter wie Steine zu scharfen kleinen Geschossen wurden. Es fühlte sich an, als hätte sich ein tollwütiger Terrier in seinen Waden verbissen. Wollten die ihre eigenen Leute in die Luft jagen? Oder waren die Geschütze von Rebellen übernommen worden?
Veyt knirschte mit den Zähnen als es erste Rebellen zwischen die Reihen aus Blau und Weiß schafften. Plötzlich spürte er einen bohrenden Schmerz in der Schulter, drückte ihn zu Boden, zwang ihn auf die Knie. Er brüllte auf. Seine Gedanken rasten als er merkte, dass er den linken Arm nicht bewegen konnte. Von der Seite preschte die Kavallerie heran. Die Kavallerie vom 10. Regiment, die Reiter vom Herzog von Steinwacht … Licht sei Dank, genau im rechten Moment! Die Pferde zogen eine regelrechte Schneise durch die Angreifer, die Schwerter der Reiter zusammen mit den schweren Hufen der Tiere waren eine tödliche Kombination.
„Hier zu sterben ist meine Aufgabe! Reiß dich zusammen“, brüllte ihm sein Cousin entgegen, der gerade einem der Rebellen den Kopf abgeschlagen hatte, der ansonsten vermutlich das gleiche mit ihm gemacht hätte.
„Sicher nicht!“ schrie er zurück und kämpfte sich wieder auf die Beine nur um im nächsten Moment den Angreifer hinter Vaileans Ross zu entdecken. „HINTER DIR!“
Er sah die Axt des Angreifers sich in den Flanke des Pferdes graben. Wie in Zeitlupe nahm er wahr, wie das Tier sich aufbäumte und Vailean den Halt verlor und Reiter samt Ross zur Seite stürzten. Eiskaltes Entsetzen stürzte über ihn und ließ Veyt einen Moment die Schlacht vollkommen vergessen. Er konnte doch nicht einfach….
„VAILEAN! STEH AUF VERDAMMT“ brüllte er so laut er konnte.
Vailean[]
Vailean keuchte unter Schmerzen, als das gepanzerte Schlachtross sein linkes Bein mit seinem Körper zerquetschte. Von irgendwo drang ein weit entfernt klingender Schrei an sein Ohr. „Vailean! Verdammt steh auf!“
Das Pferd zuckte im Todeskampf und zerdrückte sein Bein dabei noch weiter. Waren die gepanzerten Reiterstiefel gerade ein Fluch oder ein Segen? Hektisch wanderte Vaileans Blick nach allen Seiten. Er hatte sein Schwert verloren, der Schild lag in Reichweite. Immernoch standen die Gegner in seiner Nähe, doch der Fall von Pferd und Reiter schien dafür gesorgt zu haben, dass sie ihre Aufmerksamkeit auf wehrhaftere Soldaten richteten. Irgendwie gelang es Vailean, den Schild an sich zu ziehen und ihn am Pferdeleib abzustützen ... sollte doch noch einer der Angreifer bemerken, dass der Gestürzte noch nicht gänzlich ausgeschalten war.
Während um ihn herum die Schlacht weiter tobte und er mitansehen musste, wie Barbek und der Leutnant niedergeschlagen wurden, versuchte Vailean sich von dem Pferd zu befreien. Nach einigen, unendlich langen, Minuten gelang es ihm, das gebrochene Bein unter dem Pferdeleib herauszuziehen, stand der Fuß in einem äußert beunruhigendem Winkel ab, doch das Adrenalin verbannte den Schmerz weit nach hinten.
Veyt war in seiner Nähe. „Ich lebe noch“, murrte er in dessen Richtung. Dann blickte er sich um, viel zu viele gefallene Pferde und Reiter säumten das Schlachtfeld. Immer noch ließen die Artilleriegeschosse den Boden erbeben. Zumindest stand der Herzog noch ... alles andere hätte gewaltigen Ärger gegeben ...
Er hörte die Schreie der Verwundeten und der Sterbenden, sein Blick war klar, seine Gedanken rasten, während er Stück für Stück die Situation erfasste.
Die Rebellen wichen zurück.
... Asche und Blut ...
Der Schildwall hatte gehalten. Die Aufständischen bewegten sich zur Küste, wo sie der nächste Alptraum erwartete ...