Dieser Artikel wurde am 07. Juli 2014 als Spotlight der Woche vorgestellt. |
Gedanken eines Knappen - oder: aus dem Leben des Veyt Matthes[]
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Teil 7[]
Das notorische Hämmern der Zimmerleute hallte über die Späherkuppe, die Reparaturen liefen auf Hochtouren. Bald würde man nichts mehr davon sehen, dass ein Angriffstrupp der Defias sie vor einigen Tagen mit Dynamit und Feuer böse überrascht hatte. Zum ungezählten Male trug Veyt Bretter aus erstklassigem Elwynnholz rüber zur Baracke, in deren Dach ein gigantisches Loch klaffte.
Sie hatten die Banditen nicht kommen sehen. Erst hatten sie die Sägemühle halb gesprengt, dann teilweise sogar den Turm. Die Trümmer des Turmes hatten auch noch diejenigen begraben, die verwundet darin Schutz gesucht hatten und bescherten den gut 2 dutzend Leuten, die in den folgenden Tagen aufräumten, ein makabres Puzzlespiel. Man durfte es nicht an sich heran lassen. Arbeiten, ablenken, nicht darüber nachdenken was man eben auf einen der Sammelhaufen „Opfer 1 bis 5“ sortierte. 3 Rekruten des Ordens und 4 Mitglieder der Westfallbrigade hatten sie am Ende von den Soldlisten streichen müssen.
Das schlimmste für Veyt war jedoch nicht das Zusammenstückeln der Gefallenen gewesen, sondern sein Ritter, Sir Arken van Roth, der blind vor Wut und Zorn zum Krieg gegen die Defias und zur Vernichtung Mondbruchs geschrien hatte, taub für Rat und Versuche des Beruhigens, egal ob von Freund oder gar Gemahlin. Der Knappe hatten seinen Sir noch nie so erlebt. Jeder im Orden der noch klar denken konnte wusste dass es ein Ritt ohne Wiederkehr sein würde. Vermutlich war ganz Mondbruch untertunnelt und bis zu den Wurzeln mit Dynamit vollgestopft das nur darauf wartete, dass jemand kam um es abzufackeln. Die Massen an Defias, die Veyt ein paar Tage später auf einer Patrouille in der Nähe von Mondbruch gesehen hatte, reichte ihm völlig, um die Chancen auf Erfolg von einem optimistischen „eventuell…“ auf ein realistisches „sieht nicht so gut aus“ zu korrigieren.
Als Veyt seinen Ritter in einer ruhigen Minute gefragt hatte ob er nicht an die möglichen Zivilisten in Mondbruch dachte, hatte Sir Arken kalt mit den Schultern gezuckt und seinem Knappen geraten, zuzusehen und zu lernen, oder sich im Falle von Zweifeln zu überlegen, ob er den richtigen Ritter gewählt hatte.
Ja verdammt, natürlich hatte er das! Veyt schnaubte kurz und hievte sich neue Bretter auf die Schulter, stapfte wieder in Richtung Baracke. Er hatte Sir Arken geschworen bei ihm zu sein und ihm zu folgen, egal wohin. Und genau das hatte er getan und würde er immer wieder tun. Er würde ihm folgen, zur Not bis in den Tod, wozu es zum Glück nicht gekommen war. Vielleicht lag es an der kleinen Beily Serina, vielleicht auch an zur Vernunft mahnenden Worten die Sir Arken dazu gebracht hatten, einzulenk......
„Uuuups!“
Veyt bemerkte gerade so noch einen dunklen Schatten aus den Augenwinkeln ehe wenige Millimeter neben seinem Fuß ein schwerer Zwergenhammer für besonders kräftige Nägel mit einem FUMP! In das trockene Erdreich ein schlug und nur noch die hintere Hälfte des Griffs herausragte. Er konnte sich den Blick zum Barackendach hinauf sparen, das glucksende Grinsen Pallermanns drang aus jeder vermaledeiten Ecke des Gebäudes.
„'Tschuldigung, ist mir aus der Hand geflutscht!“
Für den Bruchteil einer Sekunde überlegte Veyt ob ihm nicht auch was aus der Hand flutschen sollte. Er seufzte. Geduld und Demut. Jeder hat seinen Platz. Jeder hat seine Bestimmung. Für jeden hat das Licht einen Nutzen. Skeptisch schaute der Knappe nach oben wo gerade ein gewisser Rekrut damit beschäftigt war, die Nägel wieder auszuspucken, die er vermutlich zwischen die Lippen hatte klemmen wollte. Das, oder man hatte ihm mehr eisenhaltige Nahrung verschrieben. Veyts schüttelt den Kopf. Jeder hat einen Nutzen? Naja, Ausnahmen bestätigen ja die Regel. Aber wie hatte Sir Arken gesagt? Es war das Herz, das zählte, und das saß gerade bei einem einfachen Mann wie Pallermann am rechten Fleck. Wohl gemerkt einem sehr einfachen Mann, der momentan zumindest erfolglos versuchte, sich selbst festzunageln. Der es aber dennoch zu einer Beförderung geschafft hatte, wenn auch aus zweifelhaften Gründen, war er doch zum Adjutant von Silbergreif ernannt worden, die bald Es-Kathul werden sollte. Veyt nickte dem Rekruten einfach nur zu, biss die Zähne zusammen und holte die nächste Ladung Holz.
Silbergreif, Litonja.
Kathul im Ordens des Erbauers.
Status: Flüchtig.
Seit mehreren Tagen fehlte jede Spur von ihr. Er hatte gewartet dass sie ihn von der Nachtschicht ablöste aber sie war nicht gekommen. Auch nicht zur nächsten Schicht. Silbergreif war nicht von ihrem Ausflug nach Sturmwind zurückgekehrt. Alles, was Veyt wusste, war, dass sie an dem Abend vor ihrem Verschwinden noch ein wenig in eine Taverne gehen wollte. Als sie nach zwei Tagen immer noch nicht wieder da war und sich ein verdammt ungutes Gefühl in ihm ausgebreitet hatte, war er zu Sir Arken gegangen um ihm von ihrem Verschwinden zu berichten. Der wusste es natürlich schon längst und konfrontierte den Knappen mit der schlimmstmöglichen Antwort, die es für ein Mitglied des Ordens gab.
„Die Großmeister haben sie als flüchtig eingestuft, zu viele Schläge in letzter Zeit.“
Die Worte waren ein verbaler Schlag in den Solarplexus gewesen. Es bedeutete dass man Silbergreif zum Deserteur und Verräter am Orden abgestempelt hatte, was nur eine mögliche Strafe im Falle ihrer Ergreifung zuließ: den Tod.
Die Ergreifung Silbergreifs.... tolles Wortspiel.
Oh ja, er hatte lauthals protestiert, wie absurd allein der Gedanke war. Und auch Sir Arken glaubte nicht, dass Silbergreif wirklich geflohen sei, aber das Wort der Großmeister war das entscheidende. Um so bitterer war der Beigeschmack als der Ritter dem Knappen verbot, nach der Kathul zu suchen. Aber er konnte dem Burschen nicht verbieten, darüber nachzudenken, wie man sie dennoch finden könne.
So verlockender war es daher, als ein zwergischer Händler dem Knappen einen Kompass anbot, der seinem Besitzer die Richtung wies, wo das ist, was er sich am meisten wünschte. Die Chance konnte er nicht einfach so vorbeigehen lassen. Aber wieder hatte er die Rechnung ohne Sir Arken gemacht, dessen Begeisterung über das offensichtlich magische Artefakt sich mehr als nur in Grenzen hielt. Magie zu nutzen wenn man sie sonst verteufelte, nur um eine bequeme schnelle Lösung für ein Problem zu haben? Kein Weg für den Ritter. Eine Haltung welche der Knappe schweren Herzens akzeptieren und auch teilen musste. Magie war keine Lösung. Er hatte noch am selben Tag den Kompass verschenkt. Ungenutzt.
Trotzdem. Auch wenn er selbst nicht aktiv werden durfte hieß das ja nicht, dass es nicht andere durften, sei es für ihn oder aus eigenem Interesse. Ein kurzes Grinsen huschte über Veyts Gesicht. Die Suche war in vollem Gange, ganz ohne Magie, ohne gnomischen Schnickschnack. Es würde nicht mehr lange dauern, bis sie eine heiße Spur hatten und von da war es nicht mehr weit, Silbergreifs Unschuld zu beweisen, jawohl! Die Großmeister würden schon sehen wie falsch sie mit ihrem vorschnellen Urteil lagen!
Mit neu geschöpfter Kraft und viel Elan schwang Veyt die schweren Bretter von seiner Schulter auf den Stapel neben der Baracke ungeachtet der Hände, die noch auf dem selbigen ruhten.
„Waaaah!“
Pallermann quiekte entsetzt als dickes Elwynnholz gerade so nicht seine Finger zu Brei quetschte.
„Oh, tschuldige, ist mir aus der Hand geflutscht.“
Ein Grinsen huschte über Veyts Gesicht. Schadenfreude? Vielleicht. Ein bisschen. Ganz dezent. Es hatte eben doch alles seinen Platz und seinen Nutzen, ganz besonders gutes Holz aus Elwynn.