Dieser Artikel wurde am 08. Juli 2013 als Spotlight der Woche vorgestellt. |
Gedanken eines Knappen - oder: aus dem Leben des Veyt Matthes[]
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Teil 2[]
Ruhige kleine Hafenstadt in malerischer Landschaft mit romantischem Blick aufs Meer. Kommen Sie nach Süderstade und genießen Sie einen Urlaub der besonderen Art in privat geführten Gasthäusern mit deftiger Kost aus der Region.
...
Im Moment war die malerische Landschaft ein klitzekleines bisschen von Gräben, Palisaden und Schanzen unterbrochen, aber bei Mondlicht fiel das eh nicht so auf und ließ noch genug Romantisches übrig für die, die es so sehen wollten. Was sich weniger ausblenden ließ für Genießer des Mondenscheins waren die vielen Zelte, die dutzenden Soldaten, die mal lauter mal deftiger an Lagerfeuern saßen und sich Geschichten erzählten, und vor allem die Katzen, die überall nach Futter suchten und dabei auf viele neue Artgenossen stießen.
Was die deftige Kost der Region betraf…. Nun, in der Luft hing noch dezent der Duft von Grillfeuer und Holzkohle. Leider war der Wind gerade vom Lager weggedreht so dass es zweifelsohne der Rauch war, der von brennenden Dächern und Zäunen in Tarrens Mühle herüber geweht wurde.
Veyt stand auf dem kleinen Hügel am Rand von Süderstade und hielt Wache, während sein Magen knurrte.
Eigentlich hätte er die Truppen des Ordens führen sollen.
Und eigentlich war, als Sir Arken ihm das gesagt hatte, auch nicht die Rede von Sir Pyrotas Anwesenheit dabeigewesen. Während ihm die Nervosität eh schon die Knie hatte weich werden lassen, sorgte die bloße Anwesenheit von Sir Arkens Dame zusätzlich noch dafür, dass er sich erst recht wünschte, der Boden würde sich unter ihm auftun. Blamabel.
Noch eigentlicher war er aber durchaus erleichtert darüber gewesen, dass sie die Führung in die Hand genommen hatte. Er achtete sie ebenso wie Sir Arken und bewunderte ihre unglaubliche Ruhe und Gelassenheit mit der sie an die Dinge …
Veyt seufzte.
Sir Pyrota van Roth. Ja, er nannte sie Sir. Wie auch sonst, sie war schließlich Ritter, und er konnte sie doch nicht nur „Lady“ nennen wie andere adlige Damen und damit womöglich ihren Ritterstand nicht respektieren. Und er respektierte sie, oh ja! Ihre unglaubliche Ruhe und Gelassenheit, mit der sie sich Problemen stellte und sie löste.
Ihre unglaubliche Ruhe und Gelassenheit, mit der sie ihn direkt vor Sir Dunrik in Grund und Boden gepfiffen hatte, obwohl er gar keine andere Wahl gehabt hatte. Man hätte sagen können, dass sie dezent gereizt gewesen war. Er hatte sich danach alle Mühe gegeben, zusammen mit den Kathul die Gräben auszuheben und Bäume für die Befestigungen zu fällen und die Pfähle zu positionieren. Ihre Drohung bezüglich garantiert ausbleibender Nachkommenschaft im Hause Matthes, für den Fall dass die Arbeiten nicht ordentlich ausgeführt seien, waren eine verdammt gute Motivation.
Als sie dann auch noch meinte, selbst mit anpacken zu müssen um die Stämme zu schleppen, platzte ihm innerlich doch der Kragen. Niemand zweifelte daran, dass sie stark war und sich nicht vor harter Arbeit scheute, aber das ging entschieden zu weit. Nicht, weil sie Ritter war, nein, sondern wegen der anderen Umstände. Er hatte es ihr untersagt. Nicht befohlen, sondern eher… freundlichst darauf hingewiesen. So freundlich es möglich war wenn das Gegenüber versuchte, einen allein mit Blicken zu einem Häufchen Asche zu verbrennen.
Weder ruhig noch gelassen dafür unendlich wütend war sie davon gestapft. Für einen Moment hatte er befürchtet, sie würde ihm den Kopf abreißen. Aber hätte er sie gewähren lassen, hätte Sir Arken ihm den Kopf abgerissen. Dann doch lieber Sir Pyrota, ihre Hände waren bestimmt sanf…. eh…. nein. Plattenhandschuhe sind Plattenhandschuhe.
Als es am Abend noch eine Messe gegeben hatte, war sie nicht anwesend gewesen. Er konnte sich nicht wirklich vorstellen, dass sie schmollend in einer Ecke hockte und hatte seine Durchlaucht, Herzog Althedan nach ihrem Verbleib gefragt. Alles, was er erfuhr, war, dass sie früh zu Bett gegangen war, weil die Dame sich nicht wohlgefühlt hatte.
Als Sir Arken am späten Abend ins Lager gekommen war und Veyt ihm berichtet hatte, wie er mit wahrhaft sanften Worten die Dame von schwerer körperlicher Anstrengung zu ihrem eigenen Wohle hatte abhalten wollen, war das passiert, was er sich eh schon hatte denken können - SMACK! Die Zielgenauigkeit von Sir Arkens Kopfnüssen ließ Veyt immer wieder fragen, wieviele Knappen der Mann eigentlich schon gehabt hatte. Und wieviele von ihnen ein Trauma davon getragen hatten. Er dachte einen Moment lang an Sir Eduard, verwarf den Gedanken aber wieder aus Höflichkeit.
Ein Schrei gellte plötzlich durch das Lager. Wachen sprangen auf, Soldaten rannten die Wege entlang in Richtung Gasthaus.
„ALARM! UNTOTER IM GASTHAUS!“
„FEHLALARM! DAS IST EIN GEFANGENER!“ donnerte die Stimme von Sir Alleander durch das sonst so ruhige Örtchen.
Veyt runzelte die Stirn. Offenbar war nicht bei allen angekommen, dass die Kaldorei einen Späher erwischt hatten. Wachen und Soldaten trotteten gemächlich zurück auf ihre Posten. Bis nur wenige Momente später die nächste Wache schrie:
„EIN GEFANGENER MIT WAFFE?!“
Eine Grille zirpte.
„KOMMANDO ZURÜCK! DOCH KEIN FEHLALARM!“
Veyts Mundwinkel zuckten kurz, während er weiter auf seinem Hügel stand und Wache hielt. Wie hatte Sir Arken gesagt? Nur nicht ablenken lassen, selbst wenn der König hinter einem nackt tanzte.