Forscherliga-Wiki
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Die Wirren eines Geistes[]

In einer quälenden Langsamkeit, wie an einer Kette aufgefädelt, zogen sich Erinnerungsfragmente durch die innere Leere einer Elfe. Einem trüben See ähnelnd.

Mit jedem Bruchstück, welches an die Oberfläche ihres langweiligen, wohl sortierten Lebens trat, ermattete das gleichmäßig Leuchten ihrer grünen Augen. Das leere, nichtssagende Lächeln auf ihren Lippen versiegte wie ein Wassertropfen in der schimmernden Ebene. Ihr Mund erschlaffte zu einer einfachen Linie in einem Gesicht, welches kaum die Neugierde eines Betrachters erregen würde.

Das Licht der Sonne fiel durch ein schlecht geputztes Fenster, in einen von Dämmerung erfüllten Raum. Staubkörner tanzten auf den Strahlen des Lichtes, während sonst nichts weiter passierte.

Die Elfe saß einfach nur da. Aufrecht. Vielleicht sogar einwenig Stolz. Vielleicht.


Dunkelheit fraß das Sonnenlicht hinfort. Der Tag hatte die Schwärze der Nacht gewähren lassen und diese schwemmte nun in den Raum.

Unverändert saß die Elfe auf ihrem Stuhl. Ihre Hände ruhten auf einer schweren Tischplatte. Eine, die wohl einst aus dem aschbraunen Holz des Silberwaldes erschaffen worden war. Eine Tisch, dessen Rücken mit den unterschiedlichsten Dingen übersät war und doch, so erschien es, von einer präzisen chaotischen Ordnung heimgesucht wurde. Zahnräder, Schrauben, Kabel, Schlüssel, abgenutzt anmutende Ingenieurspläne, Eisenstreben, Bronzeröhren, kleine glühende Gebilde... und vieles mehr tummelte sich dort.

Bilder, wie kleine, flatterhafte Schmetterlinge, erhoben sich im Geist der Elfe…


...schwer und klebrig, in einem satten Rot erblüht, tropfte das Blut auf einen wundervoll polierten Steinboden. Ein Boden aus Onyx- Platten, welcher ein wundervolles Geräusch offenbarte, wenn das Blut ihn küßte. Zufriedenheit erfüllte den Betrachter. Das Gesicht eines Mannes tauchte auf. Er lag auf einem großen Holztisch und in seinen Augen schwamm Angst und Schmerz in unterschiedlichen Tiefen.

Eine raunende Stimme, erfüllt von Beschwichtigung und Ruhe, bereicherte den Erinnerungsfetzen. „Es ist nichts Persönliches. Alles dient einem Zweck. Auch dein Schmerz. Auch dein Sterben. Vertrau mir.“ Ein beruhigender Wahnsinn klebte jedem Wort an, welches durch den flackerhaft, erhellten Raum flatterte.

Ein kleines, zartgeschwungenes Messer erschien am Rand der Wahrnehmung. Es ruhte in einer hageren Hand. Das Gesicht des Mannes verzerrte sich. Sein Blick flackerte gehetzt umher.Suchend.Hoffend aus diesem Alptraum zu erwachen.'' Vorsichtig glitt die Klinge über die nackte Brust des Mannes. Zaghaft. Fast Behutsam. Nicht mehr als eine dunkle Linie auf der blassen Haut hinterlassend. Erwartungsvolles Warten hüllte die Erinnerung ein. Die Spitze des Dolches tauchte in den Schnitt und in einer qualvollen Gemächlichkeit öffnete sich dieser. Ein rötliches Maul aus Fleisch klaffte im Brustkorb des Mannes aus. Ein Schrei zerriß die Bilder.


Schattenhaft zeichneten sich die Umrisse der Blutelfe in dem nun lichterloschenen Raum ab. Hinter ihrer Stirn explodierten weitere Bilder in ihrer sonst so wohlsortierten Gedankenwelt.

Magere, blutverschmierte Hände tauchten in eine Porzellanschale mit kaltem Wasser ein. Nur langsam löste sich der angetrocknete Lebenssaft von den dürren Fingern. Schwamm, kleinen Wirbeln hinterlassend, durch die klare Flüssigkeit und trübte diese in ein fauliges Rot ein.

Unzufriedenheit umschmiegte das Erinnerungsbild. Nur langsam, fast widerwillig, hoben sich die Hände aus der Wasserschale. Eine kleine, orangefarbene Katze saß zu Füßen der schmalen Gestalt. Ihre grünlichen Augen schimmernden kühl. „Schweig.“ Ein Wort, welches das Knistern von Eis wie eine Schleppe hinter sich herzog. Ein Wort, welches das Gedankenfragment zurück in die Tiefen des Trüben Erinnerungssee der Blutelfe schleuderte.

Die schmalen Hände der Elfe lösten sich von der Tischplatte. Langsam, einer Marionette ohne Fäden und Spieler ähnelnd, hob sich der Kopf der Frau an. Ein gefährlich ruhiges, gelassenes Lächeln erblühte für den Hauch eines Momentes auf ihrem Mund. Wahnsinn tat sich in dem aufflackernden Grün ihrer Augen auf. Vertrieb die Trübheit des verhangenen Blickes und leuchtete in einer unangenehmen Schärfe. Nur kurz. Wahrlich nur kurz. Danach versank er wieder in der Ewigkeit des Blickes. Legte sich schlafen, ohne dabei seine Augen zu schließen.


Ein freundliches Lächeln überhauchte den schmalen Mund der Blutelfe, als ihre Augen der befremdlich mageren Katze in der Nähe ihres Tisches gewahr wurden. „Gehen wir schlafen.“ Die Worte schwebten, wie kleine Staubpartikel, durch den Raum.

Staubpartikel die ihren endlosen Tanz noch tanzten, als die Elfe längst verschwunden. Ein stiller Tanz, der nur von dem leisen surren einer regungslosen Katze begleitet wurden.


Obessesionen sind nicht immer Gesund[]

Wie ein Sturm über die Welt hinwegfegte, fegten schmale Hände über eine aschbraune Tischplatte. Alte Papiere stoben wild in die Luft und füllten den Raum mit hektischen, flatterhaften Geräuschen an. Ein wuterborener Schrei schmiegte sich in das Chaos und zerriß den knisternden Einklang des tanzenden Pergamentes.

Verschluckte den letzten Funken der Ruhe und tobte wie ein hungriges, wildes Tier in einem Käfig.

Die Hände der hageren Frau preßten sich gegen ihr Gesicht. Nur kurz…

Dann flog ihr Kopf etwas nach hinten, während ihr Gesicht sich wieder ihren Händen entriß. In den grünlichen Augen der hohlwangigen Elfe tobte ein Obsessiver Kampf.

„Wenn ich mich nur erinnern könnte.“ Sie ballte ihre Hand zur Faust und schlug sich gegen die Stirn.

Ihr flackerhafter Blick, wie eine Kerzenflamme in einem flatterhaften Wind, erfaßte wieder die alten Schriftrollen, die nun überall in dem Raum lagen.

Wie kleine Lichtflecke in dem sonst so düsteren Zimmer.

Langsam bewegte sich die Blutelfe über den Boden. Ihre Finger schöpfen die Pergamente vom kahlen Boden.


„Ich kann es bauen. Ich weiß es. Ich kann es reparieren. Ich weiß es. Ich kann es heilen.“ Ihr Blick irrlichterte zu der kleinen, surrenden Katze in der Ecke.

„Ich kann es finden.“ Sie preßte die Pergamente an sich. Wie kleine Kinder, denen sie ihren ungehorsam vergab. Fast liebevoll.

Dann, leicht gebückt, schlich die Elfe zurück zu ihrem alten Tisch. Nichts beobachtete sie dabei. Nicht einmal die leise surrende Katze in der Ecke, auf der sich etwas Staub angesammelt hatte.


Eine Obsession kommt selten allein[]

Ein ausgestreckter Zeigefinger fuhr über die Oberfläche eines alten Spiegels. Etwas schief hing er an der Wand, doch das hielt ihn nicht davon ab seiner Aufgabe gerecht zu werden. Der Finger zeichnete die Silhouette einer Frau nach. Ihr Gesicht spiegelte sich schattenhaft. Ein Lächeln, welches auf dem Mund zu verweilen schien, und das kränkliche Grün der Augen, stachen aus dem Dämmerlicht des Raumes hervor.

Der Blick der Elfe fiel durch den Spiegel in eine andere Zeit.


Ein dunkler Boden aus schweren Onyxplatten schmiegte sich hoheitsvoll in den Saal.Die Wände, die ihn umfingen, waren das absolute Gegenteil. Hell und einladend, schienen sie das Sonnenlicht selbst eingefangen zu haben. Ein Lachen wirbelte mit den Bildern durch die Erinnerung.

Es war ein losgelöstes Lachen. Ein von Schmetterlingen getragenes Lachen. Ein von Glück beseeltes Lachen.

Zwei schlanke Hände preßten sich gegen den Bauch. Ein zartes Gewand, wohl aus Wolken erschaffen, verdeckte den Körper. Zärtlich strichen die langen Finger über das Kleid. Begleitet von dem kostbaren Funkeln der Ringe die diese im Überfluß zierten.

„Endlich“ Ein von hochgefühlen getragenes Wort flatterte durch den Saal.

Der zweite Herzschlag erfüllte den Körper. Ließ dem Betrachter das Gefühl des Schwebens zukommen. Alle Gedanken hingen in den Wolken.


Der Fingernagel verharrte an dem einzigen Riß, der die Spiegeloberfläche teilte und eine kleinere Verzerrung der Realität zu erschaffen schien. Langsam drückte sich der hagere Finger gegen die Wunde der reflektierenden Glasfläche. Der Schmerz, der in der Spitze pochend erblühte, entlockte dem elfischen Gesicht keine Regung.

Lauernd folgte der Blick dem eigenen Finger. Behutsam wanderte er weiter über die Beschädigung des Spiegels. Hinterließ dabei eine dunkelrote Schleppe. Eine Spur, die langsam begann ihre eigenes, rätselhaftes Muster zu erschaffen. Das Lächeln auf den Lippen der Elfe verebbt allmählich. Stakkatoartig zuckten Bilder durch die Erinnerungswelt der Elfe. Tauchten auf und versanken wieder.

…Zarte Hände, die einen kleinen Körper trugen… …Keine Sonne… …Trauer erfüllt… …Eine kostbar verzierte Truhe… …Wut zerfressen… …Eine Katze am Rand der Erinnerung…


Die Elfe kehrte ihren Blick ab. In ihren Augen zeichnete sich eine kostbar aussehende Truhe ab. Sie stand unter dem alten, aschbraunen Tisch. Daneben saß eine Katze. Wie ein Wächter, dessen erloschene Augen keinerlei Licht zurückwarfen. Die Frau lächelte gen Katze, gen Truhe. Doch die einzige Entgegnung, die den Raum anfüllte, war das leise, surrende Geräusch der Katze.

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