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Kategorie:FalkenbannerKategorie:Geschichten

Die letzten Tage waren einfach so an ihr vorbeigerauscht wie ein Sturm, hatten sie mitgerissen, herumgewirbelt und mit ihr gespielt, nur um sie dann an einem völlig unerwarteten Punkt abzusetzen. Ein Punkt von dem sie sich vor wenigen Wochen noch nicht einmal erträumt hatte, dass sie ihn hier finden würde. Allerdings ging das leichte Glücksgefühl, dass sie nun schon seit Tagen beständig begleitete, ein wenig im Schmerz unter, der ausgelassen in ihren beiden Armen tobte. Ein einfaches Training ohne Gefahr von Verletzung…Oderike wusste wirklich wie sie jemanden locken konnte. Sie hatte die Nacht auf dem Rücken liegend verbracht, bis sie überhaupt eingeschlafen war kannte sie die Maserung der Decke auswendig. Wenn man ganz genau hinsah formten zwei Astlöcher direkt über ihr zwei dunkle Höhlen, die wie Augen auf sie hinuntersahen. In der Nacht hatte sie dann auch direkt geträumt, von einem Gnom durch die Astlöcher beobachtet zu werden. Und jetzt lag sie hier, die Arme eng am Körper liegend, mit dem Gefühl das ihr jemand die Knochen über Nacht mit Blei gefüllt hatte und sie dann dort hatte liegen lassen. Jede leichte Bewegung verursachte ein Ziehen begleitet von seinem Freund, dem dumpfen Schmerz. Bewegen, aber nicht zuviel bewegen, das hatte Oderike noch gesagt. Ha! Eigentlich könnte sie als Übung und zur Lockerung ihrer Muskulatur ja wieder einmal etwas in ihr Tagebuch schreiben, das war wohl sicher nicht zuviel. Noch während dieser Gedankengänge drehte Kaldrina ihren Kopf schuldbewusst zu dem Buch auf dem Tisch, das sich nicht nehmen lassen konnte wieder einmal vorwurfsvoll zurück zu blicken. Neben dem Buch in einer kleinen Tonvase stand eine einzelne rotgolden blühende Blume, ein kleines Stück vom Herbst in dem Zimmer der Soldatin. Seufzend raffte sie sich also doch auf und schlurfte hinüber zum Stuhl, gut das sie niemand sah wie sie ihrer Unlust hemmungslos Ausdruck verlieh. Sehr sehr langsam griff sie zum Stift, schlug das Buch auf und schrieb dann, ebenfalls sehr sehr langsam und auf der Unterlippe herumkauend, einen Eintrag.

Eintrag 5

Einige Tage sind vergangen seit meinem letzten Eintrag. Ich weiß ich sollte mich öfter mal einfach hinsetzen und alles notieren, aber es gab tatsächlich Dinge die mir in den letzten Tagen wichtiger erschienen. Rechtfertige ich mich nun schon vor mir selber? Und trotzdem, am liebsten möchte ich die Momente noch in einigen Jahren wach vor mir sehen, wenn ich diese Worte lese. Und deswegen werde ich wohl erst einmal fleissig alles nachtragen müssen.

Doch wo hat das eigentlich angefangen? Vielleicht an diesem Nachmittag wo ich Walther in einem Trainingskampf gegenüberstand und er sich eine Beule holte und die Wette verlor? Hätte ich mich nicht so erschrocken, hätte ich wohl laut aufgelacht, wie er da elegant ausweichen wollte, strauchelte und mit dem Kopf gegen meinen Schwertknauf fiel. Gerade er, der sich im Kampf sonst so sicher und kontrolliert bewegt! Zum Glück war Miss Hobbs in der Nähe und hat sich direkt der Beule angenommen, die nicht nur herrlichste Verfärbungen, sondern auch beeindruckendes pumpern aufweisen konnte. Erst überlegte sie wohl Walther einfach zur Ader zu lassen, entschied sich dann jedoch dafür für die schonendere Methode des Blutegels. Ich konnte Walther gar nicht mehr richtig ansehen, wie er da saß ein Häufchen Unglück mit einem zappelnden, saugenden, schleimigen Egel an seiner Stirn. Immerhin hat er als Trost einen Verband bekommen, auf den Miss Hobbs dann einen tanzenden Murloc mit kleinen Herzchen gezeichnet hat. Habe selten einen männlicheren Anblick sehen dürfen.

Am nächsten Tag fand dann der lang ersehnte Tanzabend sowie die Gründung des Bürgervereines von Mirelia statt. Ich hatte mich bereits sehr darauf gefreut und mein Voodoohexerinnenkostüm lag ebenfalls bereit. Walther versprach sogar, dass er nach seinem Dienst vorbei kommen wollte. Die Veranstaltung war mehr als gelungen. Nach einer Vorstellung des Vereins durch Mirelia wurden die Feierlichkeiten eröffnet. Der Handelsmeister und seine Mannschaft haben ein herrliches Spektakel geliefert mit Spielen, Musik und ausgelassener Stimmung.

Ich frage mich allerdings wer wohl hinter dem riesigen Vrykulkostüm gesteckt hat, mit dem ich zum ersten Tanz gezwungen wurde.

Es wurde immer später und ich hatte fast schon nicht mehr damit gerechnet, dass Walther auftauchte. Er war wohl schon eine Weile da in einem…Kostüm…als Trollkopfjäger. Es sah allerdings eher aus wie das Lederkostüm aus einem Laden der Kunden mit sehr speziellen Vorlieben bedient. Und darin also unter einem Hauch von Nichts… Walther, trotz allem in ungebrochener Höflichkeit und charmant.

Wie versprochen tanzten wir zusammen und Sir Rakor, man glaube es kaum, spielte tatsächlich Geige und wurde von einer rothaarigen Frau gesanglich begleitet. Ganz langsam, dicht an dicht, schaffte es Walther mich so zu führen das ich seine Füße nicht verstümmelt habe. Mein Herz schlug mir wie verrückt in der Brust und ich dachte ich kippe ihm gleich einfach um, nur gut das mein Gesicht unter der Maske nicht zu erkennen war.

Anschließend gingen wir hinaus gen Hafen zu der Plattform und genossen die frische, herbstliche Nachtluft, sahen uns die Sterne und den Vollmond an und redeten und redeten bis in die frühen Morgenstunden hinein…und endeten dann in einer Umarmung und einem Kuss von dem ich mir wünschte, das er nie enden würde. Was er natürlich dennoch tat. Sonst säße ich jetzt auch nicht hier und würde darüber schreiben. Galant begleitete mich Walther dann noch durch die leeren, in nächtlicher Ruhe versunkenen Straßen von Sturmwind zu meinem Quartier und…ja…dann war der Abend bereits zu Ende…auch wenn ich mich wie in einem Traum gefangen fühlte.

So fühle ich mich immer noch. Doch wenn es ein Traum ist, dann hoffe ich dass ich nicht mehr erwache.

An dieser Stelle ruhte der Stift und wurde dann neben das Buch gelegt. Dies sollte vorerst reichen, ihre Arme waren mit jedem Wort schwerer und schwerer geworden. Es gab noch sovieles mehr was sie aufschreiben wollte, aber sie wollte es auch nicht übertreiben. Sie hatte Oderikes mahnende Worte noch gut im Ohr und wollte ihre Arme rasch wieder wie gewohnt nutzen können. Eine Schwertkämpferin die kaum die Arme heben kann…wem nützt denn so etwas schon? Also verharrte sie lieber ruhig, genoss den Anblick der Worte und die damit verbundenen frischen Erinnerung, atmete den Duft der Herbstblume und hoffte still das dies doch alles nicht bloß ein Traum war.

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