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Eiskalt war das Wasser, als würde es nicht aus einem See sondern aus einem tobenden Gebirgswasserfall stammen. Eiskalt klammerte es sich an die warme Haut und durchfuhr sie mit tausenden unsichtbaren Nadeln die sich direkt in die Nerven bohrten. Eiskalt streichelte es über das Innerste, erfreute sich an der Hitze des Körpers und labte sich daran. Und dann…verging das Gefühl. War der erste Schock überstanden wich die Eiseskälte einer angenehmen Kühle die mit jedem Schwimmzug zu einem beständigen Begleiter wurde, erst misstrauisch betrachtet und dann doch willkommen geheißen. Es dunkelte noch, auch wenn erste Verfärbungen des Himmels bereits von dem nahenden Sonnenaufgang berichteten. Die Nacht war kurz gewesen, doch eine innere Unruhe hatte Kaldrina bereits früh hinausgetrieben. So früh das ihr nur einige müde Bäckersgesellen und ein gut gelaunter älterer Fischer begegnet war, als sie sich mit einem in Leinen verpackten Bündel und ihrer Tasche aufgemacht hatte um in Richtung des Sees in der Nähe des Bauernhofes zu laufen. Ein Nebelschleier lag über der Wasseroberfläche als sie dort ankam und auch als sie dann dort trainiert hatte. Liegestütze und Runden um den See herum, bis sie trotz der morgendlichen Kühle doch wieder schwitzte. Zu guter Letzt hatte sie sich ein Herz gefasst und war in das Wasser geglitten, lediglich die Stille und die Dunkelheit als Begleiter, während die Kälte den Dreck von ihr fortspülte und sie erfrischte. Zurück am Ufer hatte sie dann ein weiches Handtuch aus ihrer Tasche geklaubt, sich rasch trocken gerieben und wieder angekleidet. Eine Erkältung wäre nun alles andere als passend gewesen.
Inzwischen saß sie auf einem kleinen Vorsprung von dem aus man eine gute Sicht über den Hafen hatte in dem bereits trotz der frühen Stunde recht reges Treiben herrschte. So saß sie mit dem Bündel auf ihren Knien einfach nur und wartete. Wartete, bis die ersten Funken Lichts den Himmel erst in ein warmes sanftes Violett und schließlich nach und nach in feuriges Rot tauchten. Vorsichtig schlug sie das Leinenbündel auf ihren Knien auf. Der weiche Stoff leistete keinerlei Widerstand und offenbarte fast stolz den Gegenstand den es schützte. Eine Klinge, größer als ihre alte und ein wenig wuchtiger. Es würde wieder eine Umstellung werden sich an eine neue Klinge zu gewöhnen, es hatte lange genug gedauert bis sie sich überhaupt an eine Klinge gewöhnt hatte. Vorsichtig strich sie mit ihren Fingern über das kühle Metall und hob das Schwert vor ihre Augen. Keinerlei Scharten oder Kratzer verunstalteten die Waffe, neu wie der Tag dessen Licht sich nun auf ihr fing und die Klinge in ein blutiges Rot tauchte, als hätte sie soeben in einer Schlacht damit gekämpft. Langsam ließ Kaldrina die Klinge wieder sinken und bettete sie zurück in das Leinentuch, das sie selbst dann noch auf ihrem Schoß behielt als sie aus ihrer Tasche das Tagebuch und einen Stift zog um einen Eintrag darin zu verfassen.
Eintrag 4
Der Tag verheißt bereits jetzt ein guter zu werden. Zumindest was das Wetter angeht. Die Sonne wird gleich über das Meer blinzeln, der Himmel brennt bereits jetzt unter ihrem Licht. So dunkel und rot wie frisches Blut. Ich hoffe sehr das dies die einzige Art von „Blut“ ist die uns heute erwartet. Die Anspannung in der Zentrale wird greifbarer. Der Feldwebel war gestern Abend noch verschlossener als ohnehin schon. Kurz und knapp waren seine Anweisungen und äußerst kritisch seine Musterung als er uns im Hof antreten ließ. Meine alte Klinge hätte ich bald zum Schmied bringen müssen, sie begann bereits schartig zu werden von den vielen Übungen die ich damit absolviert hatte. Das Training verlief dann anfangs wie üblich. Aufwärmen, Fragen beantworten. In der neuen Plattenrüstung war es schwerer als sonst. Das ungewohnte Gewicht drückte bei den Liegestützen doch mehr als ich dachte auf den Körper und am liebsten wäre ich einfach liegen geblieben, wenn ich einmal dicht über dem Boden lag. Die Bewegungen darin sind auch nicht so einfach wie bei meiner alten Kettenrüstung. Aber mir wurde schon oft versichert, auch dies ist lediglich ein Umstand an den ich mich erst werde gewöhnen müssen.
Die Übung danach war allerdings neu und interessant. Eine Gruppe bildete die Angreifer die auf die Befehle ihres Anführers reagieren sollten, die andere Gruppe bildete die Verteidigung die am Rücken der Stadtmauer auf die Angriffe reagieren sollte.
Ich war zusammen mit Balduien und Obergefreiter Sorami in der Gruppe der Angreifer. Sorami hatte das Sagen. Erst kreisten wir die Verteidiger, Oderike und Arto, ein um sie dann mit unseren Schilden nach und nach einzukesseln und so bewegungsunfähig zu machen. Es hat auch ganz gut geklappt, die Gruppe hat eng zusammen gearbeitet, so dass wir am Ende die Verteidigung durchbrechen konnten!
Danach stand es uns noch frei eigenständig zu trainieren. Da Walther zu dem Zeitpunkt zu der Gruppe stieß forderte ich ihn zum Training auf. Es fuchste mich, dass er bei unserem ersten Training jedem einzelnen meiner Schläge mit solch einer Leichtigkeit ausgewichen ist. Fast wie ein Wiesel. Gestern lief es allerdings auch nicht besser, wenn ich auch wenigstens einen Treffer verzeichnen konnte.
Wirklich überrascht hat er mich dann allerdings nach dem Training als er mir ein Geschenk zu meiner Beförderung machte mit dem ich nun gar nicht gerechnet hatte: Eingewickelt in weiches Leinen lag ein neues Schwert für mich. Größer und schwerer als mein altes und trotzdem wunderschön. Es passt zu mir. Ich wünschte nur ich könnte mich dafür auch richtig bedanken, ich glaube nicht dass die Worte ausreichten um zu zeigen wie wunderbar ich diese Klinge finde. Ich hoffe ich werde einen Weg finden…
Kaldrina
Langsam schloss sie das Buch wieder und sah zum Horizont hinüber wo bereits die Sonne den Himmel erklommen hatte und das Meer in flüssiges Gold verwandelte. So verharrte sie dann und genoss den frühen Morgen, die Frische, die Farben und das Gewicht des neuen Schwertes auf ihrem Schoß. Ein guter Tag…