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Ein schlichtes Buch - Navigation
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Kategorie:FalkenbannerKategorie:Geschichten

Das Kerzenlicht warf einen flackernden Schemen aus warmen Licht in der ansonsten noch dunklen Stube, ließ die Schatten koboldhaft tanzen und beleuchtete Kaldrinas Gestalt unwirklich. Diese bewegte sich verstohlen durch den Raum, auf Zehenspitzen wie eine Diebin in den eigenen vier Wänden. Was auf dem alten, hölzernen Boden nun wirklich nicht gerade leicht war! Als hätten die Dielen sich gegen sie verschworen gab es immer wieder eine die leise aufächzte oder frech knarrte, was jedes Mal aufs Neue ein verärgertes Gesicht, ein kurzes stummes Verharren und vermutlich auch eine stille böse Verwünschung bewirkte. War ihre kleine Wohnung sonst immer recht leer und nur mit den praktischen Dingen ausgestattet, die man eben so brauchte, so bot sich heute ein gänzlich anderer Anblick. Tannenzweige die hübsch angeordnet auf Tischchen oder Fensterbänken lagen und ihren würzigen Duft verbreiteten, Nüsse und Kerzen, die kleinen säuerlichen Tropenfrüchte die es nun an jeder Ecke zu kaufen geben schien, Zimtstangen…es schien kaum noch einen freien Platz im Raum zu geben, der nicht von irgendeiner Winterhauchdekoration eingenommen wurde. Im Türrahmen hing sogar ein Mistelzweig. Doch immer noch schien sie nicht fertig zu sein, tappste mit den nackten Füßen mal hier hin um etwas zurecht zu schieben, dann wieder dorthin um eine imaginäre Fluse wegzuwischen. Zuletzt stellte sie schließlich einen Teller mit Keksen auf den Nachttisch an Walthers Bettseite, auf dessen ruhende Gestalt sie immer wieder prüfende Blicke warf um zu sehen ob er auch wirklich noch schlief und sie nicht wieder heimlich beobachtete. Erst als also auch die Kekse platziert waren wirkte sie zufrieden und atmete auf. Winterhauch! Sie liebte Winterhauch und sie hatte sich diebisch darauf gefreut endlich alles schmücken zu können. Nun wo das erledigt war huschte sie an den Tisch mit der Kerze zurück und öffnete das daneben bereits sehnsüchtig wartende Tagebuch, das anscheinend darauf brannte auch endlich wieder einmal in den Genuss ihrer Aufmerksamkeit zu kommen.

Eintrag 13:

Heute ist der erste Winterhauchtag! Ich freue mich jedes Jahr aufs Neue auf dieses Fest. Alles ist geschmückt und es duftet nach Wald und Gewürzen. Jeder scheint ein kleines bisschen besser gelaunt und es gibt Geschenke! Die letzten Tage verliefen sehr ruhig, nicht das nichts passiert wäre… Am Mittwoch vor einer Woche war Bürgerversammlung. Dort wurde das Ergebnis der Wahl verkündet, nämlich dass keiner der beiden nominierten Kandidaten zum neuen Beirat gewählt worden ist. Während der Händler nur enttäuscht schien, war der andere Kandidat mehr als erbost und es entbrannten Vorwürfe das es Mirelias Schuld schien das…nun um ehrlich zu sein gänzlich verstanden was ihre Schuld sein sollte habe ich nicht. Sie wies uns darauf hin, dass beide Leumunde nicht gänzlich unbelastet wären. Ein Hinweis der mich als Bürger auch interessierte, immerhin soll ich mein Vertrauen in den neuen Beirat legen können. Nun ja…wenn ich mich jedenfalls für ein Amt bewerbe, dann werde ich mich doch auch mit allem Interesse dahinter klemmen und nicht einfach nur immer wieder gucken ob ich jetzt gewählt wurde. Er hat jetzt tatsächlich einen Antrag gestellt um Mirelia abzusetzen, aber ich denke nicht das er durchkommen wird, dafür leistet sie zu gute Arbeit.

Weil ich über den Freitag und den Samstag nach Seenhain musste, um dort meiner Mutter zu helfen, hat Walther noch am Donnerstag ein kleines Spiel vorbereitet um mir den Abschied zu versüßen. Er ließ mir Nachrichten zukommen, mal mit einem Boten, mal irgendwo versteckt und schickte mich so von Ort zu Ort in der Stadt bis ich ihn am Ende am See hinter der Kathedrale fand und wir den gemeinsamen Rest des Abends harmonisch bei Wein und gutem Essen verbrachten. Bei meiner Rückkehr am Sonntag freute er sich wie ein Schneekönig, als wäre ich nicht bloß zwei Tage sondern zwei Monate weg gewesen.

Der Montag war dann wieder sehr ruhig, Arto sprach mich lediglich noch einmal wegen der letzten Bürgerversammlung an. Er wollte wohl wissen wie ich die ganze Streitsituation wahrgenommen hatte und was ich dazu dachte. Ich kam auch dazu in aller Ruhe die Reserveklingen des Regiments zu prüfen und an der Waffe für die Prüfung des Majors weiter zu arbeiten. Ich bin noch nicht gänzlich überzeugt, mache jedoch Fortschritte. Sie soll etwas ganz besonderes werden.

Gestern dann hat sich ein neuer Rekrut bei uns beworben, ein Gorma von Mondhügel. Die Rüstung die er zum Probetraining trug war merkwürdig, doch er war definitiv geschickter als ich zu meinem ersten Training und machte alles in allem einen lernwilligen, freundlichen Eindruck. Vielleicht auch ein wenig zu freundlich, den vielen Komplimenten nach die er mir machte. Der Leutnant überließ die Probe des Rekruten mir, stand lediglich wachsam daneben und beobachtete alles. Irgendwie war er ungewöhnlich still. Als ich den Rekruten dann herumführte fragte er mich weiter aus, ob ich vergeben sei und war sehr geknickt als ich dies bejahte. Ich hoffe bloß das artet nicht aus, der arme Kerl soll sich erst einmal auf die anstehende Rekrutenzeit konzentrieren, da wird er genug Ablenkung finden. Hoffe ich. Das Training am Abend mit den Gnomen, war ebenfalls unter der Leitung des Leutnants. Wir sollten den Trainingsplatz mit Seewasser fluten und eine Schlammgrube daraus machen. Dann ließ er uns darin nach zwei Münzen suchen, eine Aufgabe dessen Sinn sich mir bis jetzt nicht erschließen will…denn die „glücklichen“ Finder bildeten Gruppenführer die wir dann letzten Endes gar nicht brauchten. Stattdessen traten wir in zwei Gruppen buhurtgleich gegeneinander auf dem schlüpfrigen Matschboden gegeneinander an. Als Übung, da wir ja auch vielleicht einmal nicht bei Sonnenschein kämpfen müssen. Vermutlich hat es mir auch nur soviel Spaß gemacht, weil der Abend für mich doch sehr erfolgreich verlief. Die Gruppe in der ich war hat gewonnen und ich konnte sogar ein Lob einstecken, dafür dass ich ungetroffen aus der Übung kam. Die dreckigen Rüstungen wurden dann später an den Feldwebel, Sorami und Oderike übergeben, die sich geweigert hatten im Schlamm nach den Münzen zu suchen. Am Sonntag ist übrigens in Dun Morogh ein Winterhauchmarkt auf den ich mich unheimlich freue! Ich hoffe es ist bald Wochenende.

Kaldrina

Das Buch schloss sich wieder und wanderte zurück auf den Tisch. Die Kerze löschte sie schließlich mit einem leichten Pusten, so dass nur morgendliche Dunkelheit blieb. Von der Sonne war immer noch nichts zu sehen und jetzt wo alles erledigt war, konnte sie sich ja auch ruhig noch einmal hinlegen. So schlich sie also, soweit der Boden es erlaubte, ungehört ins Bett zurück und schmiegte sich an Walther heran, drückte ihm einen kurzen Kuss auf die Stirn und zog dann noch einmal die Decke bis an die Nase. Winterhauch…ah sie liebte Winterhauch!

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