Dieser Artikel wurde am 14. März 2018 als Spotlight der Woche vorgestellt. |
Denn sie funktionieren, ohne nachzudenken... Aus dem kunterbunt, strahlenden Leben eines Kathuls[]
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Teil 4[]
Hätte Litonja jemand noch einen Tag vorher jemand gesagt, dass, kurz nach der Schlacht beim Grabmal, eine Delegation der Blutelfen angeritten kommen würde und unter weißer Flagge eine Unterredung erbitten würde, sie hätte ihn vom Fleck weg für seinen offenkundigen Wahnsinn als Offizier vorgeschlagen.
Hätte jener Mensch dann noch weiter ausgeführt, diese Unterredung würde auch noch ernsthaft angenommen werden und fünf hochstehende Adlige würden stundenlang beraten, ob man nicht den ausgedehnten Beschuss von Unterstadt, dessen Vorbereitung genug Blut und Stahl gekostet hatte, auf Wunsch eben jener Blutelfen einstellen solle... Kathul Silbergreif hätte ihm die Nase eingedrückt. Selbst Betrunkene sollten nicht derart respektlos von Adligen reden.
Und doch stand sie hier, in Angesicht zu Angesicht eines Reitreptils, aus dessen Maul es so bestialisch stank, dass eine gewisse Vorliebe des Viehs für rohes Fleisch wohl unbestreitbar war.
Die Besitzer der Reitechsen, vier edel gekleidete Blutelfen mit den charakteristisch grünen, eiskalten Augen ritten unter weißer Flagge, in 'diplomatischer' Mission über den Weg, auf dem sich noch vor einem Tag ein schwer angeschlagenes Heer zurückgeschleppt hatte.
Als sich noch herausstellte, dass die Magiesäufer nicht nur der Gemeinsprache mächtig waren, sondern dass einige der Ritter tatsächlich Zeit und Verstand aufgewandt hatten, die hässlich schrillernde Sprache der Blutelfen zu lernen...
Die Situation war fast schon zu absurd, um sie ernst zu nehmen.
Man hatte sich auf die Sägemühle als Gesprächsort geeinigt. Die beiden Parteien fixierten einander über schmutzigen Holzboden, einige feindseliger als die anderen. Litonja lehnte sich auf ihre Axt, zufrieden, dass niemand sie gezwungen hatte, in Anbetracht eines Kontingents Blutelfen tatsächlich ihre Waffe abzugeben.
Das schlimmste an den verdammten Spitzohren, befand sie, war, dass man ihnen ihre Grausamkeit nicht direkt ansah. Von den vermeintlich dünnen Schultern bis zu den grazilen Füßen hatte ihre ganze, zerbrechliche Gestalt etwas derart herzzerreißend Schönes, dass alle Instinkte danach schrien, diese Schönheit zu bewahren.
Erst der Soldat, der die feinen Lippen eines Blutelfen mit einem grausamen Lachen gesehen hatte, der dabei war, als die feinen Hände mit wenigen Gesten Tod und Verderben brachten, wie ein paar Silben ihrer singenden, verspielten Sprache Feuer vom Himmel stürzen ließen und Dämonen gegen ihre Widersacher schickten, erst der Soldat konnte hinter die hübsche Fassade blicken, erst der konnte die gesamte, niederträchtige Verdorbenheit der Magiesäufer der erloschenen Sonne kennen.
Litonja hatte es zu genüge gesehen, und nun, da vier ungerüstete Exemplare dieses Volkes in Reichweite waren, war sie dazu verdammt, ihre Waffe ruhig zu halten und zu versuchen, sie mit Blicken zu töten, während sie darauf hoffte, fast betete, dass einer der Spitzohren eine falsche Bewegung machen würde. Nur eine. Nur ein Vorwand, sie zu erschlagen, dort wo sie standen.
Der Vorwand kam nie. Mit grimmiger Enttäuschung musste Silbergreif zusehen, wie alle vier unbehelligt abzogen, zwar unverrichteter Dinge, und dafür dankte sie Atheldan aus vollem Herzen, aber trotzdem...
Vier Blutelfen, die lebend über Allianzgebiet reiten konnten, war ein verdammt schlechtes Omen.