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Das Attentat und seine Folgen - von Avalora |
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Verfolgung[]
Avalora fluchte ein weiteres Mal. Niemand außer ihr bemerkte seinen Fluchtversuch. Rasch ging sie ihre Optionen durch. Sie musste handeln. Alenron durfte nicht entkommen.
Avalora sah sich noch einmal um. Ihre Familie war in Kämpfe verstrickt, ebenso alle anderen. Sie konnte niemandem Bescheid sagen. Je länger sie wartete, umso größer wurde sein Vorsprung.
Sie atmete tief durch und verließ sie ihren Posten. Im Laufschritt eilte sie zum Höhleneingang. Bis hierhin war sein Weg sicher. Doch ab jetzt hieß es, wachsam sein.
Sie verlangsamte ihr Tempo nur ein wenig und richtete ihren Blick auf den Boden. Glücklicherweise lag hier Schnee. Zwar hatten die Dalanari hier auch ihre Spuren hinterlassen, doch Avalora erkannte schnell, welche Spuren von ihren Leuten und welche von Alenron waren. Sie konzentrierte sich auf seine Spuren und folgte ihnen.
Immer wieder sah sie auf, um sich wachsam umzusehen. Schließlich wollte sie nicht geradewegs in eine Falle laufen oder zu früh auf sich aufmerksam machen. Sie hatte Glück und blieb unbemerkt.
Sie folgte weiter den Spuren ihres Großonkels. Er hatte sich keine Mühe gemacht, seine Spuren zu verwischen. Er musste es entweder wirklich eilig haben mit seiner Flucht oder sich seiner Selbst sehr sicher sein.
Schließlich sah sie ihn in einigem Abstand vor sich. Er sah sich nicht um, sondern ging zielstrebig in eine Richtung. Innerlich triumphierte Avalora.
Auf einer schneebedeckten Klippe holte sie ihn ein. Anscheinend suchte er einen Weg von dieser Klippe hinab, ohne ein Stück des Weges zurückgehen zu müssen.
Avalora wollte gerade ihren Bogen ziehen, als sie merkte, wie der Wind hier oben auffrischte und an ihr zerrte. Frustriert ließ sie die Hand sinken. Mit einem Pfeil durchbohren kam also nicht in Frage.
„Stehenbleiben, Alenron!“, rief sie nun deshalb mit einem auffordernden Ton in der Stimme und zog gleichzeitig ihre Schwerter.
Alenron erstarrte für einen Moment und drehte sich dann langsam um. Er musterte Avalora von oben bis unten, ehe seine Mundwinkel spöttisch zuckten und er seine Großnichte sowohl hämisch als auch herablassend ansah.
„Sie schicken dich, um mich aufzuhalten?“, fragte er ungläubig und brach in schallendes Gelächter aus. „Ausgerechnet dich?“
Avalora umfasste die Griffe ihrer Schwerter etwas fester und musterte nun ihrerseits ihren Großonkel. Sie beobachtete ihn genau, um abzuschätzen, was er tun würde.
„Du bist mir im Kampf nicht gewachsen, Großnichte. Flieh, bevor es zu spät ist. Flieh, bevor ich dich töte. Lauf zu deiner Familie. Lauf so schnell du kannst“, sagte Alenron, während er sich Avalora näherte.
Avalora schüttelte den Kopf. In ihrem Blick lag Entschlossenheit. Sie würde nicht fliehen, sondern sie würde ihren Großonkel bekämpfen. Sie blieb also an Ort und Stelle stehen und beobachtete ihn.
„Ich werde dich nicht entkommen lassen, Alenron!“, sagte sie, und in ihrer Stimme lag neben Entschlossenheit auch Hass.
Avalora hasste ihren Großonkel für das, was er getan hatte. Sie hasste ihn für alle Morde, die er begangen und befohlen hatte. Durch ihn waren Unschuldige ums Leben gekommen, nicht nur bei dem letzten Attentat. Avalora kannte ihn nur als den eiskalten Mörder, der er war. Familienverbundenheit in Bezug auf ihn gab es nicht.
Wut keimte in ihr auf, als sie die Bilder der getöteten Kaldorei wieder vor sich sah: Bilder von getöteten Freunden und deren Kindern, Bilder von getöteten Mondpriesterinnen, Bilder von anderen getöteten Kaldorei.
„Dann wirst du sterben, Mädchen“, erwiderte Alenron eiskalt. „Es wird mir eine Freude sein, meinem Bruder, meinen Neffen und meiner Nichte zu erzählen, wie ich dich getötet habe, bevor ich auch sie töte.“
Avalora spürte, wie die Wut in ihr drohte, die Überhand zu gewinnen. Rasch rief sie sich zur Ordnung. Sie würde Alenron nur in die Hände spielen, wenn sie ihrer Wut freien Lauf ließe. Er versuchte, sie zu provozieren. Er wollte, dass sie Fehler beging, damit er leichtes Spiel hatte. Zwar waren seine Worte mehr als beunruhigend, da sie sich Sorgen um ihre Familie machte, doch sie würde nicht blind vor Wut kämpfen.
Avalora atmete kurz durch und verband dann ihre Gefühle mit ihrem Verstand, so wie sie es gelernt hatte. Sie würde mit List kämpfen müssen. Sie hatte die beste Ausbildung erhalten, die eine Soldatin bekommen konnte. Sie wusste um ihre Fähigkeiten, ihre Stärken und auch ihre Schwächen. Alenron hingegen wusste es nicht. Er versuchte, sie da zu treffen, wo es ihr seiner Meinung nach am meisten wehtun würde. Er drohte ihrer Familie. Avalora wägte ihre Möglichkeiten ab. Sie könnte so tun, als würde sie das nicht berühren, was er sagte. Oder aber sie könnte zum Schein darauf eingehen, um ihn in Sicherheit zu wiegen. Innerlich schmunzelte sie. Ja, genau das würde sie tun.
„Lass meine Familie in Ruhe!“, fauchte sie wütend und trat einige Schritte auf ihn zu, blieb aber immer noch außerhalb der Reichweite seiner Schwerter. Gleichzeitig beobachtete sie ihn weiterhin wachsam und versuchte, seine Schwächen herauszufinden. Eine kannte sie bereits, seine Überheblichkeit. Doch die würde nicht den Kampf entscheiden.
Alenron sah sie triumphierend an. Ich habe sie da, wo ich sie haben wollte. Sie wird Fehler machen, dachte er. Sie ist eben noch jung und naiv. Ich werde sie töten und dann knöpfe ich mir jeden Sternenstaub einzeln vor. Nicht sofort. Ich brauche erst wieder neue Leute. Fähigere dieses Mal. Nicht solche Versager, die nicht einmal gegen Soldaten bestehen können. Dann werde ich meinen Bruder zwingen, dabei zuzusehen, wie ich seine Kinder und seinen Enkelsohn nach und nach langsam und qualvoll töte. Und dann töte ich ihn genauso langsam und qualvoll. Alenron grinste diabolisch und musterte seine Großnichte erneut. Schade, dass ich sie hier und jetzt töten muss. Eigentlich sollte mein verhasster Bruder es mitbekommen. Hm… vielleicht sollte ich sie überwältigen und mitnehmen. Ich könnte wahrscheinlich viele wertvolle Informationen aus ihr herausbekommen. Es wird mir ein Vergnügen sein, sie zu foltern und ihren Willen zu brechen. Sobald ich die Informationen habe, werde ich sie töten und meinem Bruder ihren Leichnam als besonderes Geschenk schicken. Doch dann schob er den Gedanken wieder beiseite. Nein, sie wird mich auf der Flucht behindern. Sie muss sterben. Wirklich schade. Doch je länger ich hier verweile, desto größer ist die Wahrscheinlichkeit, dass sie Verstärkung bekommt.
Avalora beobachtete ihren Großonkel misstrauisch und nun äußerst wachsam. Ihr waren der triumphierende Blick und das diabolische Grinsen nicht entgangen. Sie musste vorsichtig sein. Irgendetwas plante er.