Dieser Artikel wurde am 16. Juni 2014 als Spotlight der Woche vorgestellt. |
8. Eintrag - Von der Stätte der Heiler bis zum Teufelssteinfeld[]
Nun lag er schon drei Tage in dem Zelt. Am Abend kamen, nach einem kurzen Besuch am Nachmittag, zunächst Jacarda, die sich intensiv damit beschäftigte, ihn über Ansprechen und Pieksen zu wecken, ohne Erfolg, aber immerhin reagierte er ein wenig.
Später kam noch ein Großteil der Bruderschaft des Lichts, angeführt von Pater Aedan. Schwester Eileen machte sich daran, Veyt mit ihren Methoden zu untersuchen, doch fand sie nichts. Da waren keinen Verletzungen, keine Bestätigung für den Verdacht, er habe giftige Pilze gegessen.
Jacarda fand schließlich an seinem Knöchel eine kleine Stelle, die anch einem schon weit verheilten Bluterguss mit zwei dunklen Stellen darin aussah. Eine Bisswunde.
Während Pater Aedan mit einem Trupp die Gegend absuchte, wo Veyt gefunden worden war, machten sich Jacarda und Eileen daran, demselbigen ein Gegengift zu verabreichen. Man fand noch Spuren von jemandem, der schlurfenden Schrittes davongegangen war, gen Süden, aber das wars auch schon.
Derweil schlug das Gegengift an. Tatsächlich begann er wieder zu erwachen, unterstützt von nervigem Riechsalz. Doch die Nebenwirkungen des langen Schlafs waren nicht ohne. Noch halb in einer heilen bunten Traumwelt hatte er anfangs mehr als nur Mühe, sich zurecht zu finden, wo er war, was er war, wer die anderen waren und vorallem was er hier tat. Als das Delirium nachließ und er wieder nüchtern wurde, setzten die Kopfschmerzen seines Lebens ein, doch es war immerhin möglich, dass er aufstehen und gehen konnte.
Mit Schwester Roselyn an der Spitze machten sie sich auf den Weg, weiter nach Westen. Die Bäume rauschten sanft im Abendwind und wirkten friedlich und grün, bis sich langsm die vertraute unheimliche Stille über das Land legte. Roselyn versuchte mit einem Brennenden Flachmann einen der knisternden Baumwipfel zu erleuchten. Es gelang zwar nicht, doch sah man einen kurzen Moment lang viele lange schwarze Nadeln, die rasch verschwanden als es hell wurde. Nadeln???
Dann brachen sie hervor. Spinnen über Spinnen. Aus den Bäumen, unter den Steinen, aus den Büschen. Eine riesige stürzte sich auf Jacarda, schaffte es, diese zu Boden zu werfen und ihre Fänge in sie zu schlagen. Eine weitere griff Roselyn an, eine andere krabbelte oderike unter die Rüstung und biss sie in den Rücken. Es war ein heftiger Kampf auf der Straße, in fast völliger dunkelheit. Chitin knirschte, brach, Menschen schrien, Waffen sausten,... schließlich wurde Jacarda von der Spinne gepackt udn den Baum hinauf gezerrt, vollgepumpt mit lähmenden Gift, was dem von Veyts Dauerschlaf ähnlich sein musste.
Man schaffte es zwar die Knappin zu retten, doch war es nicht leicht gewesen. Als das Gegengift zu wirken begann und Roselyn sie mit einem Befehl anbrüllte und am Kragen zerrend auf die Beine bringen wollte, holte sie im Reflex aus, schlug nach der Frau, die daraufhin ihr die Faust ins Gesicht drückte.
Veyt stand hilflos mit siener angerissenen Robe und den nackten Füßen da und konnte nur zusehen. Dass Roselyn adlig war, wusste er nicht. Er hatte sie nicht bei den Kronratstreffen gesehen. Also tat er das einzige was ihm in den Sinn kam. Er heiß sie an sich bei Jacarda zu entschuldigen, wollte er doch nicht, dass sich nach seiner Reise noch ein Satisfaktionsstreit zwischen dem Ritter von Jacarda, Sir Arken, und Lady Roselyn anbahnte. Das war das letzte was er wollte, das war es nicht wert. Eher würde er allein gehen.
Doch statt ihn zu verstehen schienen seine Worte die Rothaarige erst recht aufzubringen, die wütend davon stampfte, noch etwas davon sprach dass es wünschenswert wäre, er würde überhaupt was lernen auf seiner Reise, und war auf und davon, mit großem Vorsprung. Veyt sah ihr eine ganze Weile fassungslos nach. Wenn sie so über ihn dachte, wenn ihn für so schlecht hielt, warum war sie dann übehraupt hier? Wollte sie dass er lebte damit er miterlebte wie andere für ihn litten und Schaden nahmen?
Kopfschüttelt trottete er den anderen hinterher, immer wieder von Krämpfen und Zerrungen im Bein geplagt, doch er hielt durch. Sichtlich angeschlagen gelangte der Trupp schließlich zu den Farmhäusern vom Teufelssteinfeld, wo sich zarte, junge Maispflanzen in den Himmel schoben. Das Land schien wirklich wieder zu genesen, wenn auch langsam. Vielleicht wird es eines Tages weider vollkommen gesund sein und vielleicht würde er es sogar erleben.
Erkenntnis des Tages: Nicht immer zeigt die Tat die wahre Absicht.
9. Eintrag - Vom Teufelssteinfeld bis zum Bollwerk[]
Er hatte recht gut geschlafen. Zwar herrschte nachts immer noch Frost, doch im Stall, wo er übernachten durfte, war es warm und trocken. Er hatte sich die Zeit genommen die Felder genauer anzusehen und war erstaunt.
Fast konnte man meinen dass das Land gesund sei und wieder wie früher Obst und Gemüse gedieh, doch die Bauern klärten ihn rasch auf, dass der Schein trüge und noch immer Verderbnis im Boden war, die bis in die Pflanzen wuchs und diesen hin und wieder ein unheimliches Eigenleben verlieh. Ein Umstand, den er nicht mochte, erinnerte es ihn doch zu sehr an das, was den Orden derzeit sehr beschäftigte.
Am Tage hatte ein Kurier gehalten und sich etwas Wasser erbeten und, wie der Zufall es wollte, ausgerechnet für Veyt einen Brief. Er war von Konogar Luchszam, dem reisenden Forscher, den er in Herdweiler schon einmal getroffen hatte. Veyt las die Zeilen mit Rehe und Bedacht und atmete am Ende tief durch. Es erstaunte ihn immer wieder wieviele Leute derzeit an ihn dachten und ihm Erfolg wünschten.
Am Abend traf er auf Jacarda, die ebenso noch auf dem großen Hof geblieben war und sich von ihren Veletzungen erholte. Es ging ihr schon wesentlich besser und Veyt musste unwillkürlich schmunzeln, als sie ein wenig missmutig erklärte, dass sie die Wirkung des Giftes doch ein wenig vermisse. Aber wer vermisst nicht den absoluten Glücksmoment ohne jegliche Sorgen, wenn er ihn einmal erlebte.
Wenig später kam ein sehr illustres Trio zum Gehöft. Der Worgen Herr Wolf, ein Nachtsäbler und eine Gnomin namens Shaely von der Kobaltvorhut. Alle drei waren da um ihn ein wenig zu begleiten während sie ihrer eigenltichen Aufgabe nachgingen - dem Ausspähen des Bollwerks, welches bald überwunden werden musste.
Sie gingen eine ganze Weile und bis auf einen Bären hier und da waren zumindest keine anderen giftigen Tiere zu sehen. Eine angenehme Abwechslung. Nach einer ganzen Weile verließen sie den Weg und gingen querfeldein, durch Wiesen voller Wildblumen hindruch, bis sie zum Rand einer weiten Lichtung kamen, gesäumt von Bäumen und dichten Büschen, durch die hindurch man in einiger Entfernung das schwache Schimmern von künstilichen Lichtquellen sah. Die Wachtürme des Bollwerks!
Unter der Anleitung von Herrn Wolf errichteten sie im Sicheren Schatten der Bäume ein Zelt und teilten sich zu Wachschichten ein. Aufgabe war es das Bollwerk zu beobachten, die Wechsel der Wachen zu vermerken, den Rhythmus und eventuell den Gang der Patrouillen, um so eine mölgiche Lücke zu finden.
Veyt hatte die zweite Schicht erhalten und schlief gerade gegen einen Baum gelehnt, als sich tief geduckt zwei unheilige Kreaturen dem kleinen Lager näherten und im nächsten Moment die Hölle losbrach. Riesige Seuchenhunde stürzten sich auf die vier und versuchten sich durch sie hindurch zu beißen. Der Kampf war ungleich, wie er nur sein konnte. Während der Säbler sich als Druide entpuppte und als bär versuchte, die Seiten auszugleichen, verbiss sich der eine Hund in Shaely, der andere in Veyt, welcher der Gnomin helfen wollte. Die Tiere, sofern man sie als solche bezeichnen konnte, waren unglaublich aggressiv und, ja, sehr verbissen ihrem Tun. Fleisch wurde durchbohrt, Knochen splitterte und es erfordete alle Kraft, die beiden Bestien schließlich zu besiegen.
Veyts Arm war gebrochen und verschoben. Er verfluchte sich innerlich als er aufschrie während die Knochen zurecht geschoben worden, dass er damit Alarm für die Wachen des Bollwerks schlug. Doch nichts geschah. Die Erkenntnis, dass in dieser Gegend Schreie von Schmerzen das Equivalent zur heimischen Nachtigall waren, traf ihn unerwartet und direkt.
Trotz der Verletzungen der vier blieben sie vorerst wo sie waren. sie hatten keine Zeit um zurück zum Gehöft zu gehen und dort Hilfe zu suchen. Und es würde zwei Tage dauern, bis Verstärkung da wäre. Sie mussten hier bleiben und einen Weg suchen. Eine andere Wahl hatten sie nicht.
Erkenntnis des Tages: Schön wenn der Schmerz nachlässt.
10. Eintrag - Warten auf den rechten Moment[]
Dicker Nebel senkte sich nachts über den Wald und mit ihm kam ein süßlicher Duft von Fäule und Verwesung. Als der Nebel zu Regen wurde brachte dieser keineswegs die erhoffte Besserung sondern schien vielmehr alles mit dem widerlichen Geruch zu durchdringen.
Grünliche Rauchschwaden erhoben sich hin und wieder über der massiven Befestigung des Bollwerks.
Tag und Nacht konnte man einzelne Patrouillen beobachten, wie sie auf den Mauern auf und ab gingen. Die Haltung der Wachen war gebückt, wirkte kraftlos und hin und wieder ging ein Rucken durch ihre Körper, als würde ein Puppenspieler einen Moment brauchen, die richtige Bewegung zu finden.
Veyt war den Großteil der Zeit unter den Bäumen geblieben wo am Tag zuvor noch der Angriff zweier Seuchenhunde abgewehrt worden war. Hunger war nicht das Problem, er hatte noch ein paar kleine STücken Trockenfleisch, aber sein gesamtes Wasser war für den Druiden verbraucht und das ihm angebotene Wasser von Shaely und Herrn Wolf durfte er nicht mehr annehmen. Also blieb ihm nur der Regen welcher ihm den Magen verkrampfen ließ.
Ab und an näherte sich eine Patrouille gefährlich nahe aber das Glück war immer hold. Dennoch. Je mehr Zeit verging um so deutlich wurde es: es gab keinen Weg vorbei. Die Berge links und rechts waren zu steil und zu unwegsam um eine Umgehung zu ermöglichen. Und selbst wenn es möglich gewesen wäre - seine Route war festgelegt.
Er musste hindurch. Mitten hindurch. Und es würde teuer werden, so oder so.
Erkenntnis des Tages: Nichts ist schlimmer als das Warten.
11. Eintrag - Durch das Bollwerk[]
Es hatte immerhin aufgehört zu regnen. Am späten Abend des Vortages war noch ein Vogel mit einem kleinen Päckchen zu ihm gekommen was Veyt ziemlich erstaunte, vorallem als er den Absender entzifferte.
Mit an Ehrfurcht grenzender Sorge strich er mit den Fingern über die Oberfläche des kleinen Büchleins als wäre es der größte Schatz auf Erden. Bedauern erfüllte ihn da er sich nicht traute die Seiten aufzuschlagen, waren seine Finger doch vollkommen verkrustet mit Dreck, getrocknetem Blut und den Resten von den fragwürdigen Einwohnern der Pestländer und keins davon wollte er auf diese heiligen Seiten kommen lassen.
Er musste ein wenig schmunzeln als er das Schreiben aus der kleinen Lederrolle lag. Ob er ihr sagen sollte dass er erst seit 3 Jahren den Namen und Rang eines Adligen hatte und die 22 Jahre seines Lebens davor auf den Feldern der Seenhainer Bauern verbracht hatte? Er schüttelte leicht den Kopf. Nein, eher nicht. Veyt blickte auf die beiden Döschen die mit in dem Päckchen gewesen waren und so dankbar er auch war, doch er durfte sie nicht behalten und für spätere Tage aufheben.
Er gab dem Vogel ein paar kleine Streifen Trockenfleisch und verbrachte die Nacht damit, im Schein des Mondes, der sich ab und an durch die Wolken und BÄume kämpfte, in dem kleinen Buch zu lesen und sich seinen Worten hinzugeben ehe er am kommenden Morgen den Vogel zurückschickte, die Döschen wieder eingepackt und einem Dankesschreiben dazu. Dann machte er sich auf den Weg für die Etappe, welche bislang keine Aussicht auf Überleben bot.
Dann die erste Überraschung. Herr Wolf, der immer noch in der Gegend umher strich, kam zu ihm, in Begleitung von Schwester Ealasaid von Richwin von der Scharlachroten Faust. Sie würde ihn heute begleiten und sei es dass er es besteht und sie seinen Weg sicherte. Ihre Entschlossenheit war Balsam für seine Sorgen. Als sie dann auf dem Weg auch noch auf Lady Groschka stießen schöpfte er leichte Hoffnung, einen Hauch einer Chance zu haben. Doch als sich erneut die Wachtürme des Bollwerks am Horizont zeigten und immer weiter in den Himmel zu wachsen schienen je näher sie kommen um so realistischer wurde das selbstmörderische Ende dieser Etappe.
Noch waren sie weit genug weg doch er spürte wie seine Füße immer langsamer voran ging, wie seine Beine immer weicher wurden und nachzugeben drohten. Er wollte nicht sterben und noch weniger wollte er, dass womöglich andere für ihn starben und er lebte. Sein Magen krampfte sich zusammen und ein stechender Schmerz ging durch seine Seite bis ins Bein hinab. Doch es gab kein Zaudern. Kein Zögern. Er musste weiter gehen, bis zum bitteren Ende.
Als sie um eine Kurve gingen und schon fast die Passage zwischen den Wachtürmen sichtbar war, kam ihnen ein dunkel gerüsteter Mann entgegen, dem man von weitem ansah, dass er nicht mehr unter den Lebenden weilte. Alarmiert griffen Groschka und Ealasaid zu den Waffen doch noch machte das Gegenüber keine Anstalten anzugreifen.
Er stellte sich vor als Es-Kathul Gassenhauer und als Sprecher seines Herrn, Sir Maltius von Stratholme. Veyt starrte den Mann für einen Moment an als zweifle er an seinem Gehör. Sir Maltius war hier. Wie konnte das sein? Und Sir Maltius wollte ihn sprechen. Ihn, den Sünder. Den, der seine Ehre verloren hatte mit seinem Verhalten. Sie folgtem dem Es-Kathul und tatsächlich, da waren sie. Sir Maltius. Sir Victor. Lady Brihanna. Gemeinsam standen sie auf einer Anhöhe, nicht weit weg vom Bollwerk, und blickten auf ihn hinab der sich vor ihnen niederkniete. Fast schon milde sprach er, ohne Vorwurf, ohne Urteil.
"Dein Weg, ich erkenn ihn. Wir geleiten ihn. Jetzt hier und einmalig, damit du erkennen mögest. Ich gewähre dir Hilfe. FÜR LORDAERON!"
Und mit diesen Worten schritt er voran, gefolgt von den anderen. Mit sicherem Schritt hielten sie auf das Bollwerk zu, eine unaufhaltbare Wand aus roter und schwarzer Rüstung, die Waffen gezogen. Veyts Gedanken wirbelten durcheinander. Er wollte fragen warum doch er hatte keine Zeit. Jetzt oder nie. Jetzt! Mit Ealasaid und Groschka an den Seiten eilte er den Paladinen nach.
Bis in die Mitte der Befestigung schienen die Verlassenen nicht einmal zu registrieren dass jemand passieren wollte. Dann brach die Hölle los und von allen Seiten stürmten Untote und ihre Kreaturen auf sie ein, Kreischen, Schreien, Boshaftes Lachen, Klirren von Stahl auf Stahl, Schreie von Schmerz und Frust und mitten drin ein Mann in einfacher Robe, ohne Rüstung, ohne Schuhe, ohne Waffe.
"LAUF!", brüllte der Es-Kathul aus dem Schlachtgemenge und Veyt tat genau das. Er blieb erst wieder stehen als seine Seite so massiv stach, dass ihm das Bein beinah wegknickte und seine Füße auf dem dornendurchzogenen Bogen blutige Spuren hinterließen. Vollkommen außer Atem drehte er sich um und sah nach den anderen. Die Angst fiel ihm von den Schultern als er sah, dass keiner zurück geblieben war. Er wollte sich bedanken und zu den Paladinen gehen als er merkte, dass etwas anders war, doch er konnte nich genau sagen, was.
Sir Maltius blickte ihn nun wesentlich strenger an. "Welche Last liegt auf dir? Fünf? Zehn? Wieviele werden sterben wegen deiner Sünde?"
Veyt schluckte. "Zuviele...."
"Gibt es zuviele? Gibt es einen?"
"Es sind immer zuviele. Immer. Jeder einzelne ist einer zuviel."
"WAS willst du tun? Meinst du Laufen auf blanken Füssen wird dich erlösen? Oder sie?"
Veyt merkte wie langsam Angst seinen Rücken hinauf kroch. Etwas war passiert, aber was? Sein Blick schweifte über die alten Paladine, blieb einen Moment an Sir Victor hängen, der eben den Helm abnahm und ihn ernst ansah, während seine Wangenmuskeln arbeiteten und seine Panzerhandschuhe knirschten.
Schließlich blickte er erneut gen Maltius.
"Es wird mich nicht von der Last befreien. Ich werde sie tragen. Muss ich tragen."
"Trage dies ...", und Maltius zeigte auf Sir Victor, an dessen Seite dunkle zähe Flüssigkeit hinabrann, was bei einem Lebenden vermutlich Blut gewesen wäre. Veyt starrte auf Sir Victor, unfähig etwas zu sagen. Nein, das konnte nicht, DURFTE nicht sein! Doch Sir Maltius fuhr fort. "Gehorsam. Glauben. Erhebung. Wissen. Geht nun und wisst, das ihr nie das erreichen könnt, was die erreicht haben, die hinter euch geblieben sind. Die für euch gefallen sind. JEDER EINZELNE SOLL EUCH MAHNEN."
Veyt spürte wie sich ihm der Hals zuschnürte. Er war unfähig sich zu bewegen oder etwas zu erwidern. Er wusste was passieren würde, er ahnte es, doch er wollte es nicht wahrhaben. Sir Victor schien ihm direkt in die Seele zu blicken.
"Hast Du vor zu scheitern?", fragte er Veyt, welcher den Kopf schüttelte. "Selbst die Unlebenden begleiten Dich...und zahlen ihren Preis. Einen Preis der hoch ist...uns gefährdet."
Seine Haut begann sich zu verändern und ein Knirschen war unter seiner Rüstung hörbar, dann ein Schmatzen und die Knie des Paladins begannen sichtlich zu wanken.
"Hoffen wir das ....unser Preis dafür nicht Verdammnis heiss....t."
Veyt blieb nichts als zuzusehen wie der Mann in sich zusammensank und zu einem Haufen von Laub und Moder zerfiel in dessen Mitte noch die Rüstung erhalten blieb, aus der sich kreischend ein offenbar hungriger Setzling arbeitete. Der Anblick ließ ihm das Blut in den Adern gefrieren und erst das Zerren und Schieben von Ealasaid und Groschka schaffte es, ihn zu lösen und von dem Geschehen wegzuführen. Er wollte schreien, seine Frust, seine Wut, seine Verzweiflung, seinen Schmerz, seine Trauer einfach aus sich hinausschreien, doch kein Ton kam über seine Lippen, erstickt in seinem Hals.
Der Weg führte weiter die Hauptstraße entlang, bis sich durch die dunklen Schwaden am Horizont schon die Umrisse der Türme von Undercity abzeichneten, doch noch war es zu weit und bis Brill würden sie nicht einmal ansatzweise kommen. Das Ziel war der alte Bauernhof von Balnir, zumindest war er so in der Karte von Lordaeron eingezeichnet, nur war zu bezweifeln dass Balnir noch Quartier gewähren würde.
Gerade als sie auf den Seitenweg abbogen der zum Gut führte sahen sie einen Mann an einem Baum stehen, den Kopf erhoben und in die kahlen toten Äste blicken. Er wirkte im ersten Moment noch wie ein normaler Mensch, so sprachen sie ihn an. Doch als er sich ihnen zuwandt wurde nur zu deutlich sichtbar, dass er sein Leben schon lange hinter sich hatte. Die Hälfte des Schädels fehlte, Eiter und Fäule tropfte aus offenen Wunden und hinter ihm erschien ein nicht minder mitgenommener Hund um sich auf sie zu stürzen.
Während Ealasaid sich um den Mann kümmerte kämpfte Groschka erfolgreich gegen den Hund und es wäre auch kein ungewöhnlicher kampf in dieser Gegend, hätte der Mann nicht gen Veyt geschaut, auf ihn gezeigt und laut gelacht, ein tiefes boshaftes Lachen, dem kurz darauf durch Ealasaids Schwert ein Ende gemacht wurde. Besorgt darüber untersuchte Groschka Veyt ob sich Spuren der Verderbtheit an ihm fanden, die er sich womöglich auf seiner Reise eingefangen hatte, doch weder Seuche, noch Fel, noch Dämonisches war an ihm und hinterließ drei ratlose Reisende. Ealasaid, die sich in der Gegend umgesehen hatte während Groschka sich um Veyt kümmerte, schlug nach ihrer Rückkehr vor, zu einem der alten Wachtürme des Kreuzzuges zu gehen, der nicht weit weg war und Unterschlupf für die Nacht bieten konnte.
Gesagt, getan. Gemeinsam verließen sie die Straße und gingen feldein nach Nordwesten. Erinnerungen an Kämpfe gegen die Horde an der Seite der Scharlachroten kämpften sich in Veyts Gedächtnis nach oben. Hier war es gewesen als er als Knappe seine ersten Kämpfe bestritten hatte. Das hieß dass es auch nicht weit weg war von... Er nickte zu sich selbst während sie weitergingen. Er war hier und er hatte die Möglichkeit, etwas zu tun, was er schon lange hatte tun wollen.
Erkenntnis des Tages: Hoffnung und Verzweiflung liegen nicht nur nah beieinander. Sie sind das selbe nur in anderem Licht.
12. Eintrag - Auf nach Brill[]
Als Veyt aufwachte waren weder Ealasaid noch Groschka noch da, noch Sinda, die sich später dazugesellt hatte. Müde rappelte er sich auf und stellte fest dass ihm jeder einzelne Knochen im Leib weh tat.
Als er die Turmruine verließ sah er sich aufmerksam um. Weit und breit war niemand zu sehen, und doch hörte man hier und da das Rascheln von Unterholz oder das Schlagen von Flügeln. Dieses Land war bei weitem nicht so tot wie es aussah. Oder besser - es war nicht so tot wie es sein sollte.
Doch er war nicht so allein wie er dachte. Hinter ihm, im Turm, knisterte bald ein kleines Feuer und warf unheimliche Schatten an die Wand, doch es war nur eine Gnomin der Kobaltvorhut, wobei "nur" das mit Abstand falsche Wort war. Wenig später gesellten sich noch die vertrauten Flügelschläge von Matthew hinzu.
Zu dritt machten sie sich auf den Weg zurück in Richtung Hauptstraße, die dann weiter in Richtung Brill führen sollte, doch zuvor wollte Veyt noch am See vorbei um etwas zu erledigen. Sie liefen quer feldein und fanden sich schließlich auf einer halb überwuchterten, doch noch sichtbar befestigen Straße die weiter in die Berge hinauf führte und schlagartig war Veyt klar, wo sie waren. Die Straße zum Kloster!
Gerade als sie die Straße überqueren wollten hörten sie von nicht weit entfernt laute Hilfeschreie eines Menschen. Sie beeilten sich den Rufen zu folgen denn sollte wirklich noch ein Lebender in dieser Gegend sein brauchte er ebenso Schutz wie sie und in Gemeinschaft war man stärker.
Es dauerte nicht lange bis sie ihn fanden. Der Mann lag am Boden, wand sich vezweifelt, während über ihm ein Bär hockte und ihn als Appetithäppchen verspeisen wollte. Der Bär war rasch bezwungen doch ein Betrachten des Mannes machte schnell klar, dass er nicht wegen des Tieres geschrien hatte.
Wo man seine Haut sah war sie wund gekratzt. Seine Arme schlang er um seinen Leib und drückte ihn wie jemand, der unter starken Koliken litt.
Er stöhnte vor Schmerzen und litt sichtliche Qualen. Matthew untersuchte ihn doch auch er konnte nur feststellen dass dem Mann nur noch auf eine Art zu helfen war.
Der Mann bat in seinen letzten Worten, man möge sich um seine Familie kümmern auf einem Bauernhof westlich von hier. Matthew rümpfte die Nase und hieß Veyt hinter ihm Schutz suchen. Etwas stimmte nicht mit dem Mann. Überhaupt nicht. Dann gewährte Xixxi ihm den Gnadenstoß, so rasch und so professionell dass er vermutlich nicht einmal dne Einstich merkte und seine Seele endlich erlöst den gequälten Körper verlassen konnte. Und tatsächlich - kaum war der letzte Atem ausgehaucht begann der Körper sich zu bewegen. Zu regen. Doch nichts Untotes hatte ihn befallen. Unter seiner Haut begann es zu vibrieren und zu wimmeln und hunderte, tausende kleine Würmer fraßen sich ins Freie. Der Körper des Mannes musste innerlich vollkommen zerfressen worden sein. Welche Schmerzen er dabei gelitten hatte war kaum vorstellbar.
Matthew beschwor die Kraft der Natur und vernichtete die Kreaturen, ließ den Körper eins werden mit der Erde und den Pflanzen. Schweigend gingen sie weiter, noch immer schockiert von dem Anblick der sich windenden Würmer. Beinah hätten sie den Mann in seiner weißen Robe zu spät bemerkt der, offenbar von der Umgebung vollkommen unbehelligt, ihnen auf Sichtweite zu einem Vorposten der Verlassenen entgegen kam, höflich grüßte und sein Geleit anbot.
Er sprach mit einem sehr ausgeprägtem Dialekt, der Veyt zunächst ein eine Echse mit Pigmentstörung denken ließ, doch dem war nicht so. Der Mann trug seine Kapuze tief ins Gesicht gezogen doch nahm er sie auf Aufforderung ab. Ein Auge war blind, das andere strahlend blau. Die Haut blass, doch nicht wirklich tot. Suspekt war wohl das rechte Wort für den Mann, der sich als Sekundant Talar vorstellte, der im Dienste eines Herrn war, den er nicht namentlich nennen wollte.
Um nicht durch den Vorposten gehen zu müssen der wohl sonst zu einem zweiten Bollwerk geworden wäre, wollte er einen alten Handelsweg vorschlagen der auf seiner Karte eingezeichnet war und so einen Weg drumherum führen. Er schlarwenzelte zu Veyts Seite um ihm die Route auf einer Karte zu zeigen, doch der dachte nicht daran, den Mann näher an sich zu lassen und Matthew und Xixxi ebenso.
Veyt setzte auf Distanz von dem Mann, der seine Hände in seinen Ärmeln verborgen hatte, und blickte zum Vorposten. Er kannte seine Route. Er wusste dass er auf der STraße bleiben sollte um nach Brill zu kommen. Durfte er nicht abweichen? War da nicht etwas gewesen? Egal, er hatte unwillkürlich den Drang weiter zu gehen, direkt auf die Straße zu, auf den Vorposten zu und hindurch.
Matthew reagierte blitzschnell und stellte sich ihm in den Weg während Xixxi den Fremden angriff. Gleißende Blitze von Schmerz schossen durch Veyts Schädel während Xixxis Attacken den Fremden ins Wanken brachten. Warum wollte er noch einmal in diesen verdammten Vorposten? Das war doch Wahnsinn!
Er brauchte einen Moment bis er erkannte WAS passiert war und gerade noch im rechten Moment schaffte er es eine mentale Barriere gegen einen zweiten Angriff Talars aufzurichten und diesem dafür einen Stien an den Kopf zu werfen um ihn abzulenken. Gerade rechtzeitig, damit er von Xixxi und Matthew fachgerecht zerlegt werden konnte und das wortwörtlich.
Die Gestalt zerfiel buchstäblich ins Nichts und nur die Robe blieb zurück. Als Veyt die Robe mit einem Stock untersuchte fand er darin einen Ring, der recht kostbar aussah, gut poliert, und der eine nicht zu leugnende Anziehungskraft besaß. Vermutlich war er die Ursache warum die Schattenkreatur eine menschliche Erscheinung hatte.
Xixxis kleine Gnomenaugen leuchteten bereits höchst interessiert als Matthew den Ring kurzerhand mit einem Tuch aufhob, zum nahen See sprintete und den Ring in einem hohen Bogen in das dunkle Wasser warf. Möge kein Fischer ihn je finden, heute und ihn hunderten von Jahren nicht.
Sie umgingen den Vorposten und kamen bald auf den Weg, der in Richtung Brill führte. Südlich von ihnen erhoben sich nun deutlich sichtbar die Ruinen der einstigen Hauptstadt - Lordaeron City, inzwischen als Undercity bekannt.
Doch ihr Weg führte sie zum Glück nicht dorthin sondern die Abzweigung nach Norden, in Richtung Brill. Dunkle schwarze, teils grün und blau schimmernde Schwaden erhoben sich hinter eine kleinen Hügelkette. Ab und an erhellte ein Blitz die Wolken und ließ die Umrisse von mehreren Gebäuden darunter erkennen.
Als sie auf von einer Anhöhe auf die Stadt Brill hinab blickten wurde ersichtlich, dass das hier noch schlimmer werden würde als das Bollwerk. Denn im Gegensatz zu den gelangweilten wachen des Bollwerks herrschte hier reges Treiben zwischen Wachen, Bewohnern und Reisenden. Wie um alles in der Welt soll man DA hindurch kommen ohne gesehen zu werden?
Müde seufzend suchte sich Veyt zusammen mit Matthew einen ruhigen Flecken am Rande des Ortes, wo er erst einmal bleiben würde um Kraft zu sammeln. Er hatte das ungute Gefühl dass diese Etappe mit Abstand die schlimmste werden würde...
Erkenntnis des Tages: Der Tod ist manchmal gnädiger als das Leben.
13. Eintrag - Vor Brill[]
Nachdem Matthew seine Wunden zum Großteil hatte lindern können und nur noch wenige Blessuren ihm ernsthaft Beschwerden verursachten war auch er gegangen und Veyt war wieder allein.
Das waren immer die schlimmsten Momente - wenn die, die ihm Hilfe gewährten, gegangen waren und noch niemand anderes sich seinem Weg angeschlossen hatte.
Allein.
In diesen Land war dieses Wort gleichbedeutend mit Todesurteil. Er würde es vielleicht einen Tag schaffen. Vielleicht auch zwei. Aber dann?
Der Wind trieb neue Dunstschwaden aus Brill herüber und mit ihnen die Schreie, welche von unbeschreiblichen Qualen zweier armer Seelen verkündeten.
Veyt zog die Beine an und hockte sich tiefer hinter die Bäume, den Kopf zwischen den Schultern eingezogen, und versuchte nicht zu hören was unüberhörbar war.
Und er wartete. Wartete auf den rechten Moment. Wartete darauf, nicht mehr allein zu sein. Und während sich die Finsternis der Nacht auf die Dunkelheit des Tages legte begann er leise vor sich hin zu beten.
Erkenntnis des Tages: Nicht immer findet sich Trost im Licht. Manchmal bedarf es eben doch einer anderen Person.