Kapitel 1 - Ner’zhuls Fluch[]
Einst zählte der weise Schamane Ner'zhul zu den größten spirituellen Anführern der Orcs. Von dem Dämonen Kil'jaeden getäuscht, brachte er die Ereignisse ins Rollen, die zur Verderbnis der Orcs und zur Gründung der blutrünstigen Horde führten. Und doch weigerte Ner’zhul sich am Ende, sein Volk vollkommen in die Ränge der dämonischen Brennenden Legion einzugliedern. Der Dämonenlord Kil’jaeden bestrafte Ner’zhul für diesen Widerstand mit der Zerstörung seines alternden Körpers und quälte seinen Geist. Dann stellte der Dämon ihm ein letztes Ultimatum: der Legion uneingeschränkt zu dienen, oder bis in alle Ewigkeiten zu leiden. Da ihm keine andere Wahl blieb, schwor Ner’zhul Kil’jaeden zu gehorchen und wurde als schrecklicher und unermesslich mächtiger Diener der Legion wiedergeboren – als Lichkönig.
Ner’zhuls Geist war durch Magie an eine alte Rüstung gekettet und an die mächtige Runenklinge Frostgram gebunden. Um sicher zu gehen, dass Ner’zhul gehorsam sein würde, versiegelte Kil’jaeden die Rüstung und die Klinge in einem besonders gearbeiteten Eisblock, der aus den entlegenen Teilen des wirbelnden Nethers stammte. Dieser gefrorene Kristall wurde letztenendes auf die reife und nichts ahnende Welt Azeroth geworfen und fand in den verlassenen Schneewüsten von Nordend sein Zuhause.
Zu den Fähigkeiten, mit denen der Lichkönig gesegnet war, gehörte auch die Herrschaft über den Tod selbst. Aus seinem Frostthron heraus beschwor Ner’zhul eine Armee von Untoten, die ihm dienen sollten, und schickte seine Armee in den Kampf gegen die Neruber von Azjol-Nerub und ihren mächtigen Spinnenlord Anub’arak. Auch wenn der Krieg der Spinne viele Jahre lang tobte, wurden viele der in der Schlacht gestorbenen Neruber schnell an den eisernen Willen des Lichkönigs gebunden. Schließlich geriet Anub’arak selbst in einen Hinterhalt, wurde getötet und erstand wieder auf, um als furchterregender Gruftlord in Ner’zhuls Rängen zu dienen.
Der Lichkönig schien seinem Meister treu ergeben, doch tatsächlich verfolgte er einen schlauen und aufrührerischen Plan. Dazu schuf er einen kleinen Riss in seinem Gefängnis, schob Frostgram hindurch und befahl seinen Dienern, die Klinge vom Frostthron wegzuschaffen. Ner’zhul wollte das Schwert als Köder für einen mächtigen Helden einsetzen: einen ergebenen Untertan, der ihn befreien und ihm als Körper für seinen ruhelosen Geist dienen sollte. Während Frostgram für diesen zukünftigen Zweck an seinen Bestimmungsort gebracht wurde, führte der Lichkönig pflichtbewusst die wahren Pläne seines dämonischen Meisters aus... Seit seiner Ankunft in Azeroth war der Lichkönig mit der Erschaffung einer heimtückischen Seuche des Untodes beschäftigt; einer schrecklichen Krankheit, die die Menschheit auslöschen und eine Armee schaffen sollte, die der Brennenden Legion treu diente. Um die Verbreitung der Seuche zu beschleunigen, gewann der Lichkönig mit dem ehrgeizigen Magier Kel’Thuzad, einem führenden Mitglied des Rats von Dalaran, einen mächtigen Verbündeten.
Unter den aufmerksamen Augen des Lichkönigs gründete Kel’Thuzad den Kult der Verdammten; eine Gruppe von Menschen, denen er gesellschaftliche Gleichstellung und ewiges Leben in Azeroth versprach. Die Kultisten verbreiteten die Seuche in den Dörfern im Norden Lordaerons und erschufen so eine Masse von willenlosen Untoten. Kel’Thuzad betrachtete seine wachsende Armee und nannte sie die Geißel, denn im Namen des Lichkönigs würde sie einst die Geißel der Menschheit sein und sie vom Angesicht der Welt vertreiben.
Kapitel 2 - Die Gier nach Frostgram[]
Der Erzmagier Antonidas vermutete, dass die untote Seuche magischen Ursprungs war, und schickte die Magierin Jaina Prachtmeer in die Nordlande, damit sie der Sache auf den Grund ginge. Sie wurde von Prinz Arthas Menethil begleitet, dem einzigen Sohn König Terenas’. Jaina und Arthas machten Kel’Thuzad, den Diener des Lichkönigs, ausfindig und töteten ihn. Der Tod des Nekromanten vermochte jedoch nicht, den Aufstieg der Geißel zu verhindern. Während die Schlacht gegen die Untoten weiter wütete, schwanden der Glaube und die Geduld des Prinzen dahin. Dennoch erreichten Arthas und Jaina zusammen mit dem sagenumwobenen Paladin Uther Lichtbringer die Tore von Stratholme zu spät, um die Verteilung des verseuchten Getreides aufzuhalten. Arthas erkannte, dass die unschuldigen Dorfbewohner sich unweigerlich in die wachsenden Ränge der Untoten einreihen würden. Er befahl Uther, das Dorf zu reinigen und die Zivilisten zu töten, bevor sie zu Dienern der Geißel werden konnten. Als Uther sich weigerte, beschuldigte Arthas den alten Ritter des Verrats und löste den Orden der Silbernen Hand auf. Uther und der Großteil seiner noch verbliebenen Kavallerie verließen angewidert das Dorf. Auch Jaina, die von der Entscheidung des Prinzen entsetzt war, kehrte Arthas den Rücken.
Trotz des Verlusts seiner Streitkräfte führte Arthas seinen Plan durch, schlachtete die unschuldigen Dorfbewohner ab und legte sämtliche Gebäude in Schutt und Asche. An diesem Tag zerbrach etwas in Arthas. Als er Stratholme verließ, blieb dort ein Großteil seiner Menschlichkeit zurück.
Der Prinz verpflichtete sich daraufhin, die Geißel um jeden Preis aufzuhalten. Bald fand er heraus, dass der Ursprung der Seuche in Nordend liegen müsse. Mit schwerem Herzen und unerschütterlicher Überzeugung machte der Prinz sich zum schneebedeckten Dach der Welt auf. In Nordend angekommen, traf Arthas überraschend auf einen alten Freund, den Zwerg Muradin Bronzebart. Muradin war auf der Suche nach einer Klinge, die angeblich legendäre Kräfte besitzen sollte: die Klinge, die Frostgram genannt wurde. Arthas beschloss, die Klinge zu suchen und sie im Kampf gegen die Geißel zu führen. Auf Uthers Drängen hin rief König Terenas jedoch schon bald Arthas und seine Truppen zurück. Bevor die Expedition jedoch die Segel in Richtung Heimat setzen konnten, heuerte Arthas heimlich einheimische Söldner an, die die Schiffe in Brand steckten. Als Arthas seine Truppen zu den Schiffen führte, heuchelte Arthas Bestürzung und befahl seinen schwer enttäuschten Soldaten, die Söldner zu jagen und zur Strecke zu bringen. Arthas durchkämmte die verlassenen Weiten nach dem, was er für den Schlüssel zur Rettung seines Volkes hielt. Schließlich entdeckten Muradin und Arthas das Schwert Frostgram und lasen die prophetische Inschrift auf dem Sockel, in dem es steckte. Die Inschrift warnte davor, dass der Träger tatsächlich ewige Macht erhalten würde, es jedoch einen Preis dafür gab: „So wie die Klinge das Fleisch durchtrennt, so wird die Macht den Geist entstellen.“ Trotz dieser Warnung und Muradins Widerspruch schwor Arthas, jeden Preis für die Klinge zu bezahlen. Auf das waghalsige Drängen des Prinzen hin sprengte Frostgram den Eisblock, in dem es eingeschlossen war, und tötete Muradin dabei. Arthas nahm die Klinge an sich, die den letzten Rest Menschlichkeit in ihm vollends zerstörte. Der Prinz konnte nicht ahnen, dass der Lichkönig der wahre Meister des Schwertes war und dass Frostgram zusätzlich zu den Verzauberungen Kil’jaedens eine Macht besaß, die Ner’zhul ihm verliehen hatte: die Fähigkeit, die Seelen der Lebenden zu stehlen.
Mit Frostgram in seinen Händen und der wachsenden Dunkelheit in seinem Herzen wanderte Arthas in die frostigen Weiten um dem Ruf seines neuen Meisters zu folgen...
Kapitel 3 - Die Zerschlagung des Frostthrons[]
Ganz Lordaeron versank im Jubel, als Prinz Arthas triumphreich aus Nordend zurückkehrte, doch ihre Begeisterung sollte nur von kurzer Dauer sein. Nicht lange nachdem Arthas vor König Terenas niedergekniet war, stieß der ehemalige Paladin die Runenklinge Frostgram durch das Herz seines Vaters. Auf Befehl des Lichkönigs hin brachte der gefallene Prinz seinen Mentor Uther Lichtbringer ebenfalls um und forderte die Überreste Kel’Thuzads. Als Arthas sein Werk beendet hatte, war von der Hauptstadt, die einst ein Juwel in der Krone der Menschheit gewesen war, nur noch eine stille Wüste des Todes und der Verzweiflung übrig.
Dann führte der Todesritter Arthas seine stetig wachsende Armee der Untoten in die Wälder von Quel’Thalas, schlachtete alle Elfen ab, die ihm in den Weg kamen und durchbrach die Tore von Silbermond. Arthas nahm den legendären Sonnenbrunnen in Beschlag und benutzte seine Macht, um Kel’Thuzad als Lich wieder auferstehen zu lassen und das Land der Hochelfen vollkommen zu zerstören. Kel’Thuzad hingegen öffnete ein Tor, um Archimonde, einen mächtigen Dämonenfürsten der Brennenden Legion in die Welt zu führen. Bei seiner Ankunft erklärte Archimonde den Lichkönig fortan für nutzlos. Während Archimonde die Ziele der Legion verfolgte, reiste Arthas zum Kontinent Kalimdor. Dort traf und beriet er Illidan Sturmgrimm, einen mächtigen Dämonenjäger, dessen Interessen sich mit denen des Lichkönigs deckten.
Der Dritte Krieg endete mit Archimondes Ableben und die Streitkräfte der Legion waren in Folge seines Todes zerstreut. Arthas kehrte nach Lordaeron zurück, wo er jedoch von schmerzhaften Vision geplagt wurde, die, wie er erfuhr, ein Zeichen der schwindenden Macht des Lichkönigs waren. Der Todesritter reiste zurück nach Nordend und fand sich einer Armee von Elfen gegenüber: Überlebende der Invasion der Geißel in Quel’Thalas. Die Elfen hatten sich mit Illidan Sturmgrimm verbündet, um den Frostthron zu stürmen. Der Gruftlord Anub’arak führte Arthas daraufhin durch mehrere uralte Tunnel, die die beiden schnell zum Lichkönig führten.
Arthas trat aus den unterirdischen Höhlen, um das letzte Hindernis, das ihm noch im Weg stand, auszuräumen: Illidan Sturmgrimm, der inzwischen zu einem Dämonen geworden war. Mann gegen Mann trat Illidan gegen den Todesritter an; Frostgram und die von Illidan geführten Zwillingsklingen von Azzinoth trafen klirrend aufeinander. Zuletzt blieb der Dämon blutüberströmt im Schnee zurück. Arthas zog weiter und ignorierte die Stimmen der Vergangenheit, die in seinem Kopf hallten und ihn vor dem warnten, was er zu tun gedachte.
Einige sagen, dass Arthas seine Handlungen noch selbst beeinflussen konnte, als er die Stufen zum Frostthron hinauf schritt; andere behaupten, dass er, seit er Frostgram zum ersten Mal berührt hatte, nur mehr eine Marionette des Lichkönigs war. Was auch immer der Fall gewesen sein mag, am Ende herrschte nur eine Stimme im Geist des Todesritters, als er sich der im Eis eingeschlossenen Runenrüstung näherte. „Gib die Klinge zurück“, befahl der Lichkönig. „Schließe den Kreis. Befreie mich aus diesem Gefängnis!” Mit einem Brüllen schwang Arthas Frostgram und zerschmetterte den Frostthron. Dann setzte er Ner’Zhuls Helm auf und besiegelte damit seine Vereinigung mit dem Lichkönig. Nun wartet der Lichkönig und schmiedet Pläne, um Abenteurer auf den gleichen Pfad zu locken, den einst Arthas beschritten hatte. Frostgram hungert nach den Seelen der Mutigen und der Waghalsigen, und von irgendwo erschallt unter dem Helm des Lichkönigs noch immer Ner’Zhuls Stimme.
„Jetzt sind wir eins.“