Dieser Artikel wurde am 05. März 2014 als Spotlight der Woche vorgestellt. |
„Söldnerzeit“
– Ein Auszug aus der Vorgeschichte von: Auder; Ordensdienerin der Scharlachroten Faust
- Ort: Wald von Elwynn.
Söldnerzeit[]
Es ist die Zeit der großen Sommerheerschau des sturmwinder Königshauses im Wald von Elwynn. Viele Heeres- und kleinere Truppen-Verbände sind eingetroffen. Ebenso viele Söldnerheere, die sich in den Dienst des Königs gestellt haben, bzw. sich beweisen wollen, dass sie seiner würdig sind. Ein riesiges Turnier.
Tavernengespräche[]
Abenddämmerung legt sich langsam über die Zelte. In einer Taverne stößt man auf die guten Zeiten an. Ein Barde singt einige anstößige Lieder. Neben ihm drehen sich zwei Tänzerinnen. Wie in einem gut einstudierten Spiel umgarnen sie einige der männlichen Gäste, um ihnen danach ein ordentliches Trinkgeld aus den Taschen zu ziehen. An einem der Tische sitzt dichtgedrängt beim Kerzenschein eine kleine Gruppe aus Söldnern. Ein Waffenbruder und eine Waffenschwester nebeneinander.
Ausgelassen prostet die junge Kriegerin ihrem bevorzugten Kampfgenossen zu. Reißt ihren Bierkrug in die Höhe. „Almornik, lass uns trinken, Bruder, auf dass wir auch morgen noch hier sitzen und saufen können!“ Der junge Krieger neben ihr prostet Auder ebenso lachend zu. „Und auf fette Beute, Schwester!“ Beide könnten sie auf den ersten Blick tatsächlich Geschwister sein. Beide das gleiche lange schwarze Haar. Beide beinahe die gleiche schwarze Lederrüstung. Sogar ihre Schwerter sind von der gleichen Machart. Ihr Umgang miteinander scheint vertraut. Unbeschwert.
Plötzlich wird es ruhiger am Tisch. Einer der Kommandanten des Rabenbanners tritt an die Gruppe heran. Er schaut sich nach allen Seiten um. Dann beugt er sich verschwörerisch zu den Sitzenden. Leise beginnt er zu reden, gerade so laut, dass seine Leute ihn bei dem Lärm noch verstehen können. „Hört zu ... es werden Freiwillige gesucht. Heute Nacht. Ein Überfall auf das Lager der Baronie Mühlenstein. Ference zahlt. Keine Toten, einfach ein wenig stören.“ Auder horcht auf. „Mühlensteiner Lager? Hey, da bin ich zum Essen eingeladen!“ Ungläubig starrt der Rest der Gruppe am Tisch sie an. Die junge Kriegerin beharrt darauf. „Wirklich, ich traf den Baron heute. Wir kamen ins Gespräch. Verkaufte ihm einige Informationen über Beerhas’ Truppen. Er lud mich ein, in sein Lager zu kommen, dort mit seinen Leuten zu speisen und über weitere Informationen zu verhandeln...“ Die Blicke der anderen Söldner am Tisch bleiben unverändert ungläubig. „Ehrlich! ... Ich komm da rein! Ich hab ne Einladung!“ Der Kommandant reibt sich das Kinn. „Du sagst, du kommst da rein?“ Auder nickt wieder heftig. „Gut, dann übernimmst du das.“ Auder grinst begeistert.
Nächtlicher Besuch[]
Die Nacht hat das Heerlager vollständig eingehüllt. Im Schutz einiger Bäume und Sträucher schleicht sich eine kleine Schar Söldner langsam an das Lager der Baronie Mühlenstein. In einiger Entfernung verharren sie. Gehen Deckung. Zwei Gestalten aus dem Trupp lösen sich. Beide in ein Kettenhemd gekleidet. Darüber eine schwarze Lederrüstung und einen langen Umhang.
Das Paar schlendert nun offen auf die Wachen des Lagers zu. Die beiden Wachen mustern die Neuankömmlinge kritisch. „Wer da und was wollt ihr?!“ Die junge Kriegerin schüttelt lasziv ihr langes schwarzes Haar zurecht. „Wir haben eine Einladung von eurem Baron.“ Säuselt sie herausfordernd. Auch Almornik lächelt den Wachen übermäßig freundlich zu. Die Gardisten denken nicht im Entferntesten daran, die Fremden einzulassen. „Ruft ihn doch. Wenn ihr so freundlich wärt.“ Die übertrieben sanft betonte Stimme der jungen Kriegerin trägt einen leichten Spott mit sich. Siegessicher sucht sie den direkten Blick-Kontakt mit den beiden Mühlensteiner Wachen. Almornik verzieht derweil keine Miene. Nach einiger Zeit steuert ein wohlhabend gekleidetes Pärchen auf die Szene am Tor zu. Auder hat Mühe, sich ein breites triumphierendes Grinsen zu verkneifen. „Guten Abend, der Herr Baron.“ Mit diesen Worten verbeugt sich die junge Kriegerin überschwänglich höflich in Richtung des Mannes, der mit – offensichtlich seiner Frau – soeben ans Tor tritt. „Ah! Aber ja. Tretet doch herein.“ Lächelt der Baron erkennend und winkt die beiden Söldner ins Lager. Auder kann sich einen triumphierenden Blick zu den Wachen nicht verkneifen. Selbst Almornik nickt ihr beinahe unmerklich, aber sichtlich stolz zu. „Gib dem Adel, was der Adel will“ denkt sie sich und lächelt zufrieden. Auder hatte Beerhas’ Truppen an Mühlenstein verraten. Nun verrät sie Mühlenstein an Ference. In ihren Taschen mehrt sich das Gold.
Der Baron führt die beiden Besucher durch sein Lager. Ausschweifend demonstriert er seinen Reichtum. „Das ist meine holde Frau... das ist mein Zelt .... das sind meine Rösser.“ So ging es weiter und weiter. ... zumindest wäre es das, wenn Auder in diesem Moment nicht ihrem Waffenbruder hinter dem Rücken des Barons heimlich zugenickt hätte.
Der Überfall[]
Wie auf ein Kommando hin, drehen sich die Waffengefährten gleichzeitig um. Ziehen ihre unter dem Umhang verborgenen Schwerter im völligen Gleichklang blank. Stürmen mit lauten Gebrüll auf die beiden Wachmänner zu. Das ist das Zeichen für den Rest der Söldner. Mit ebenso lauten Gebrüll hechten sie aus der Deckung der Bäume ins Lager. Kurz darauf sinken die beiden Gardisten am Tor in einen dumpfen Schlummer. Almornik hält seiner Waffenschwester in aufkommender Kampfeslust seine Hand hin. Auder schlägt ebenso freudig ein. „Auf zur Beute!“ Mit einem Zwinkern und einen Kopfnicken in Richtung der Speisetafel sprintet er jubelnd los, sie hinterher.
Doch die Truppen des Barons sind nicht so langsam und betrunken wie erwartet. Schnell formiert sich eine schützende Schildreihe vor dem Baron und seiner Frau. Die Söldner werden ebenso schnell aus dem Lager zurückgedrängt, wie sie hineingekommen sind. Auder greift Almornik am Waffenarm. „Komm! Raus hier!“ grinst sie und sprintet Richtung Tor. ... Dann stockt ihr Lauf plötzlich. Wie im Trance dreht sie ihren Kopf nach hinten. Schaut weshalb ihr Waffenbruder langsamer wird. Vor ihren Augen sinkt der junge Söldner auf die Knie, sein Blick ins Leere gerichtet. Ein stummer Schrei begleitet ihren entsetzten Blick. Wie im Traum versucht sie, ihn verzweifelt mitzuziehen. Schafft es nicht. Dann wird es auch um sie herum dunkel.
In tiefer Nacht[]
Auder erwacht. Noch hält sie die Augen geschlossen. Etwas in ihrem Rücken schmerzt. Über sich hört sie eine melodische weibliche Stimme, die leise Verse rezitiert. Sie spürt, wie eine Art Energie durch ihren Körper geschickt wird. Stirnrunzelnd schlägt sie die Augen auf. Über ihr kniet eine Nachtelfe in einem langen fließenden Gewand. „Kannst du mir verraten, was du da tust?“ knurrt die junge Kriegerin ihre Heilerin mürrisch an. „Oh, ich heile dich!“ zirpt sie in einem sanften, unschuldigen Ton zurück. „Das wirst du lassen!“ protestiert Auder in aufkommender Vorahnung, was ihr blüht. „Oh, nein, nein ich heil dich ...“ Das übertrieben naive Gesäusel macht die Kriegerin zornig. Doch an Flucht ist nicht zu denken.
Schemenhaft erkennt sie, wie Almornik bereits an einen der Tische geschleppt wird. Die Kriegerin ahnt schlimmes. Eigentlich bleibt nur eine Wahl. Suchend tastet sie nach ihrem Schwert. Doch ihre Waffen sind längst in sicherer Entfernung. Auder flucht. Schließlich wird auch sie von Gardisten auf die Beine gehievt. Sie wehrt sich. Ohne Erfolg. Sie wird neben ihren Waffenbruder auf die Bank vor den Tisch gezwungen. Die Blicke der beiden treffen sich. Das aufmunternde Feuer in seinem Blick gibt auch ihr Mut. Sein Blick sagt: „Das war’s wert.“ Auder muss schmunzeln. Nickt zustimmend. „Das war’s wert.“ Keiner der beiden spürt mehr Angst. Leise stimmt sie die Melodie eines fröhlichen Söldnerliedes an, welches sie oft gemeinsam gesungen hatten. Er stimmt ein. Ihre Unbeschwertheit verspottet die Wachen. Ihr beider Stolz ungebrochen. Noch ...
Manche sagen, zu jedem Schwert gibt es ein Gegenstück. Finden sich beide Schwerter, so tanzen sie im Kampf gemeinsam in perfekter Harmonie. Bilden einen undurchdringlichen Schild aus Klingen. Werden von da an gemeinsam kämpfen. Wenn einer sinkt, wird der andere mit ihm sinken. Almornik führt das Geschwisterschwert. Nur ein Krieger versteht diese Verbindung. Eine Verbindung die allein aufgrund zweier Waffen besteht. Und eiserne Disziplin hält sie auch in genau diesem Rahmen.
Söldnerehre[]
Dann plötzlich tritt der Baron an den Tisch. Das Söldnerlied verstummt. Es braucht nur einen flüchtigen Blick, um seine Wut zu erkennen. Mit hochrotem Gesicht beugt er sich über den Tisch zu der jungen Kriegerin. Seine Stimme brüllend, schnaufend wie ein wild gewordener Stier. „Ich ... habe euch vertraut! Und ihr ...“ Wild gestikuliert er mit seinem Zeigefinger in ihre Richtung. Die Söldnerin schafft es kaum, seinem Blick standzuhalten. Ihre Schuld ist mehr als offensichtlich. „Ihr ... habt mich ... verraten!“ Kurz sieht sie an der Hand des Baron noch den Sichelring aufblitzen. Ein schneidender Schmerz durchfährt ihr Gesicht. Sie zeigt keine Reaktion. Die Melodie des Söldnerliedes noch immer in ihren Ohren, blickt sie stumm zu Boden. Ihr wird kalt. Der Baron bellt seine Wachen an, fuchtelt in Richtung Almornik. „Schafft ihn weg!“ Es braucht mehr als vier Wachen, um ihren Waffenbruder zu bändigen. Auder war nie stolzer auf ihn. Dann spürt sie den Blick des Barons wieder auf sich ruhen. „Sie ... richte ich selbst.“ Zischt es neben ihr. Kurz schließt sie die Augen. „Das war’s wert.“ Tönt der Satz ihres Waffenbruders noch immer in ihren Ohren. Wieder schmunzelt sie kurz. Der Baron lässt bereits sein Rapier herbeischaffen. Selbstzufrieden inspiziert er minuziös die reich verzierte Waffe. Er will sie aus ihrer Reserve locken. Will ihr Angst machen. Er unterschätzt die Kriegerin gewaltig. Almornik ist in der Nähe. Wo er ist, gibt es das Wort ‚Angst’ nicht für sie. Dann wird die Zufriedenheit des Barons jäh unterbrochen. Ein lauter Tumult erhebt sich erneut beim Lagereingang.
Auder blickt in Richtung des Lärms. Ihr Grinsen wird breiter. Die Söldner des Rabenbanners sind zurück ... und sie haben Verstärkung mitgebracht. Der Baron wirft ihr einen vernichtenden Blick zu, hadert mit sich, ob er sich erst um den Tumult kümmern soll oder sich erst dieser aufsässigen Söldnerin entledigen. Sie grinst ihn verhöhnend an. Er hadert zu lange. Sie wusste schon vorher, dass er zu lange hadern würde. Die Söldner nehmen ihm die Entscheidung ab. Der Pulk verschwindet im Dunkel der Nacht.
Einen Tag später ...[]
In der Taverne stößt eine kleine Gruppe aus Söldnern auf die guten Zeiten an. Ein Barde singt. Schmunzelnd prostet eine junge Kriegerin ihrem bevorzugten Kampfgenossen zu und hebt ihren Krug in die Höhe. „Lass uns trinken, Bruder, auf dass wir auch morgen noch hier sitzen und saufen können!“ Der junge Krieger neben ihr prostet lachend zurück. „Und auf fette Beute, Schwester!“...